Traar Schützenfest: Königin von Rebellen entführt

Erst beim Königs-Galaball reichten sich die Kämpfer versöhnt die Hände.

Krefeld. Dabei hatte in Traar alles so glänzend begonnen. Tausende von Besuchern jubelten den vorbeiziehenden Schützen bei den farbenprächtigen Umzügen zu oder vergnügten sich selbst bei den Galabällen. Das Fest des Bürgerschützenvereins Krefeld-Traar endete allerdings mit einem Eklat: Schützenkönigin Esta I. (Wolff) wurde mit den vier Frauen der Minister entführt.

Und am Dienstag lieferten sich am Buscher Holzweg die rebellischen Bauern gegen die königstreuen Schützen einen regelrechten Straßenkampf. Die Freien Bauern hatten ihre historische Kanone in Position gebracht, den Zünder betätigte Ralf Vennen. In der Straßenmitte brannte ein Stapel alter Obstkisten. Die Bauern mit ihrem „Buregeneral“ Herbert Busch wollten mit dieser Barrikade den herankommenden Festzug aufhalten und kämpfen, um dadurch ihren Protest gegen die Willkür des Königs zum Ausdruck zu bringen.

Festliche Barrikadenkämpfe in Traar
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Festliche Barrikadenkämpfe in Traar

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Die Barrikadenkämpfe gehören beim alle vier Jahre stattfinden Fest einfach dazu — wie das Bier zum Schützen. Es war diesmal kein Bier, sondern „Wasserbomben“, die sich beide Seiten um die Ohren warfen. Die Obrigkeit wurde von den Alt- und Jungschützen verteidigt. Auch die Veteranen um den Kommandanten Alois Poen hatte ihre historische Kanone, die „Dicke Berta“, mitgebracht. Wie auf der Gegenseite flogen aus ihrem Rohr im weiten Bogen Plastik-Fußbälle.

Jedenfalls wurden jede Menge Gefangene gemacht. Peter Lehnhoff, der im wirklichen Leben tatsächlich Landwirt ist, hatte es genauso erwischt wie den General der Bauern. Sein 17-jähriger Sohn Lukas Busch von den Jungschützen freute sich diebisch über den „Fang“. Gleichwohl es die jungen Schützen in erster Linie auf die hübschen Marketenderinen der Bauern abgesehen hatten, so wurden auch Lynn, Jil oder Clara in Gewahrsam genommen.

Die Freude der rebellierenden Bauern war nur von kurzer Dauer, als die Blauen Schill´schen Offiziere von Andreas Heinrich zu ihnen überliefen. Sie hatten keine Chance, aber noch ein Pfund im „Ärmel“: Beim Festzug, der sich dann wieder nach etwa 40-minütigem Gefecht in Bewegung setzte, war den Bauern mit Ralf Tissen und Josef Grün nicht nur die Entführung der Königin, sondern auch gleich die der Frauen der vier Minister gelungen.

König Norbert I. und „Kriegsminister“ Heinz-Eugen Rinsch, der beim abendlichen Königs-Galaball eigentlich als Strafe die Freien Bauern und die abtrünnigen Schill´schen Offiziere aus Traar ganz verbannen wollte, mussten dies erst einmal verdauen. Beim Königs-Gala-Ball lag man sich dann wieder in den Armen. Die Gefangenen wurden ausgetauscht, von Strafen abgesehen.

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