WZ-Mobil: Eierklau soll die Gänse vertreiben

Die Emotionen kochen hoch: Krefelder wollen sich das Bad im See nicht verbieten lassen.

WZ-Mobil: Eierklau soll die Gänse vertreiben
Foto: Archiv

Krefeld. Die idyllische Seenlandschaft im Schatten der Müllverbrennungsanlage hat es den Krefeldern angetan. Kaum einer kann sich mit der Idee anfreunden, den Badesee in Elfrath ganz den Gänsen zu überlassen. Vor die Entscheidung Mensch oder Tier gestellt, fiele die Entscheidung klar gegen das Federvieh aus.

Das WZ-Mobil steht am Honschaft-Rath-Platz in Elfrath. Um die Uhrzeit am Nachmittag sind es meist ältere Leute, die ihren Unmut über die jüngste Diskussion kundtun. Anton Peters wärmt sich an seinem Kaffee-to-go und sagt burschikos: „Das Zeug muss weg“ — und meint damit die Gänse. Im Prinzip habe er ja nichts gegen die Tiere, lenkt er dann schnell ein: „Aber wir haben doch sonst nichts mehr in Krefeld. Außer Schrott. Man nehme nur das Seidenweberhaus.“ Und die Menschen hier bräuchten ein Erholungsgebiet.

Der Meinung ist auch Tierfreund Bruno Schoeppe, der mit seinem Hund unterwegs ist und ein Plastiktütchen für die Hinterlassenschaften seines Vierbeiners vorweist: „Wenn der See entwidmet wird, ist die Stadt fein raus. Dann taucht Elfrath in keiner Statistik mehr negativ auf.“ Er spielt auf die Tatsache an, dass der Badesee in NRW bei der Wasserqualität seit einiger Zeit die rote Laterne hat: „Kein Wunder, dass hier nicht mehr so viele baden gehen.“ Und dabei seien die Menschen zuerst am See gewesen, nicht die Gänse.

Also müssen die Gänse weg! Aber wie? Das Abschießen gefällt kaum einem der Bürger. Heinz Wortmann: „Das Abballern tut uns ja auch weh.“ Er kommt seit 30 Jahren fast jedes Wochenende an den Elfrather See, mit Würstchen, Cola und Kartoffelsalat. Morgens hin zum See, abends wieder zurück in die Wohnung: „Wenn man einen Garten hat, sieht man das vielleicht anders. Aber viele Leute müssen einfach mal raus aus ihrer Wohnung in der Innenstadt.“

Wortmann bringt eine „Waffe“ ins Spiel, die viele für vertretbar im Kampf gegen die Gänse halten: den Eierklau! Da ist auch Karin Hess gleich einverstanden: „Man hätte den Gänsen die Eier wegnehmen sollen. Und vor allem schon viel früher damit anfangen.“ Sie lebt seit fast 50 Jahren in Elfrath und erinnert an die vielen Familien, die mit ihren Kindern zur Erholung an den See kommen: „Der Badesee ist für die Bürger geschaffen worden und muss bleiben.“

Antje Buxbaum gibt zu Bedenken, dass die Natur überall immer weiter zurückgedrängt werde. Viele Menschen — auch mit Kindern — kämen gerade wegen der Enten: „Das ist doch ein Naturschauspiel.“ Die „Abknallerei“ sei für sie entsetzlich: „Man muss die Nester ausnehmen und Unruhe stiften. Dann suchen sich die Gänse eine andere Gegend.“

Vielleicht rund um die Blaue Lagune bei Wachtendonk. Zumindest Florian van Treek vom Zeitungskiosk am Honschaft-Rath-Platz hat den Baggersee an der holländischen Grenze ohnehin im Blick: „Man muss sich doch fragen, warum es da kaum Gänse gibt. Wahrscheinlich hängt das mit der Wasserski-Anlage zusammen. Wenn da viel Remmi—Demmi ist, sind die Gänse weg.“ Und führt ins Feld, dass auch am Elfrather See ein Investor eine Wassersportanlage bauen wollte: „Aber es war dann wie immer in Krefeld: Es hat mal wieder nicht geklappt.“

„Es wäre sehr zu begrüßen, wenn der Elfrather See wieder der Natur und den Gänsen überlassen würde, anstatt ihn als Badesee zu nutzen. Nur wenige Wochen im Jahr kann er von Badenden besucht werden, aber Spaziergänger und Radfahrer haben das ganze Jahr über Freude an den Tieren — vor allem Familien mit Kindern. Der Einsatz von Schusswaffen in diesem stark von Menschen frequentierten Gebiet ist viel zu gefährlich und auch aus Gründen des Tierschutzes abzulehnen", sagt Ingeborg Erzberger.

„Es muss doch möglich sein, die Gänse vom Elfrather See zu vertreiben oder abzuschießen. Schließlich gibt es genug Gewässer in der Umgebung, wo die Gänse sich austoben können. Das gelingt zum Beispiel in vielen anderen Städten. Im Übrigen gibt es genügend Gänse dieserart weltweit. Schließlich steht der Mensch vor dem Tier", sagt Hans-Heinrich Burkatzky.

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