50 000 Narren wibbeln sich in Uerdingen warm

Trotz der Kälte feiern die Massen beim Zug die mal bunten, mal bösen Wagen.

Krefeld. Die Tiere sind eindeutig im Vorteil. Wer bei diesen Temperaturen als Löwe, Känguruh, Eisbär, Kuh oder anderes Ganzkörper-Pelzwesen über die Traarer Straße wandert, wird von den anderen bibbernden Narren beneidet. Bei Temperaturen so gerade über dem Gefrierpunkt wird das Schunkeln, Wibbeln und Tanzen am Uerdinger Tulpensonntagszug zum Kampf gegen Triefnasen und Gänsehaut. Die 50 000 Narren an der Strecke lassen sich davon nicht abhalten.

Für üppigen Kaloriennachschub und heiße Würstchen am Zugweg sorgt Familie Zanssen schon seit rund 30 Jahren. Luise und Hans-Joachim, der 1999 auch Uerdinger Minister war, sind seit über vier Jahrzehnten im Karneval aktiv — und das auch vor der eigenen Haustür.

Die Tochter Christiane Lufen schwingt als Clown verkleidet das Zepter. „Für mich ist das Brauchtumspflege von ganz klein an“, sagt sie und geht halb in die Knie, um mit ihrer Hand anzudeuten, dass sie schon als Kleinkind beim Karnevalszug dabei war. „Wir haben im Zug viele Freunde und Bekannte, die brauchen auf der Strecke mal ein Klo, ein sauberes! Oder eine Stärkung!“

Auf dem Bürgersteig hat sie in alter Familientradition einen kleinen Gartenpavillon aufgebaut und bietet selbst gemachten Kartoffelsalat, heiße Würstchen, Gulaschsuppe, salzige Knabbereien, Kuchen und natürlich Getränke an. Für Sohn Tobias, fast 15 Jahre alt, ist schon klar, dass er die nächste Generation sein wird.

Dann kommt endlich der sehnsüchtig erwartete Zug. Die Nähe der Uerdinger zum Rhein wird offensichtlich. Das Marine-Tambour-Corps 1897 gibt die ersten Töne an. Ein liebevoll gezimmertes Traumschiff Aida gleitet vorbei und verrät, dass das Dorfschänkenteam Kaldenhausen so schnell nicht untergeht. Ein Piratenclub folgt.

Bodenständig präsentiert sich der Hundeverein Uerdingen, der mit seinem Wägelchen Werbung für die städtischen Hundekotbeutel macht und ein Anschauungsobjekt mit sich führt.

Als erste närrische Prominenz kommen Robin I. und Lea I. in Begleitung der Karnevalsfreunde Hohenbudberg 1980. Für das breite Spektrum der Narren auf dem Weg durch Uerdingen stehen auch die Brieftaubenfrauen Lank-Latum, die Engel und Teufel der KG Böse Engel oder die Oedingsche Blagen, die sich über die Pläne für ein neues Freudenhaus auf dem Rheinblick-Gelände lustig machen.

Die KG Eulenturm nimmt aufs Korn, dass es auf der Promenade keine Getränke gibt. Ein blankes Hinterteil in gemalter Form prangt auf dem Wagen der Uerdinger Rheingarde. Ihr Motto „Wir lassen uns nicht bescheißen“ drückt den Unmut über die drohende Schließung der Bibliothek aus. Gegen Windräder in der Landschaft äußern sich die Karnevalisten der KG Op de Höh: „Besser als jedes Windkraftrad, der Op de Höh Bienenflügelschlag!“ Nach all den Anspielungen endet der Zug klassisch korrekt mit dem amtierenden Prinzenpaar, seiner Tollität Dieter III. und Ihrer Lieblichkeit Rosi I.

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