Aero Club: Ein Oldtimer lernt fliegen

Heinz Dobelmann und Stefan Kremer vom Aero Club haben einen Doppelraab restauriert.

Krefeld-Uerdingen. Manfred Schumacher ist seit vielen Jahren Fluglehrer. Doch der Testflug mit diesem Segelflug-Oldtimer war auch für ihn etwas Besonderes. 450 Arbeitsstunden haben seine Vereinskollegen Heinz Dobelmann (57) und Stefan Kremer (43) vom Aero Club Bayer Uerdingen in die Restaurierung ihres Doppelraab VI investiert. Vor den Augen eines technischen Prüfers durfte Schumacher den Abnahmeflug absolvieren.

„Ich habe Heinz Dobelmann und Stefan Kremer häufig in der Werkstatt an dem Flugzeug arbeiten sehen. Was die Technik betrifft, war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass alles klappt. Die beiden haben saubere und vorbildliche Arbeit geleistet“, sagt Manfred Schumacher. Gespannt war er vielmehr auf das Flugverhalten des Segelfliegers. „Es gibt keine Dokumentationen wie bei neueren Flugzeugen darüber, wie es sich in der Luft verhält.“

Letztendlich hat alles nach Plan funktioniert, und sieben Monate später, am vergangenen Wochenende, ist nach zweieinhalbjähriger Arbeit auch die Freigabe vom Luftfahrtbundesamt aus Braunschweig in Krefeld eingetroffen. Unter der Kennung „D-7095“ darf jetzt geflogen werden.

Damit ist der gelbe Segelflieger bundesweit der einzige flugfähige Doppelraab VI. Stefan Kremer hat das Flugzeug 2009 auf dem Segelfluggelände in Wanlo entdeckt. Der Besitzer hatte weder Lust noch Zeit, den Oldtimer einer Generalüberholung zu unterziehen, und verschenkte den Flieger kurzerhand. Es gab nur eine Bedingung: Kremer sollte ihn wieder in die Luft bringen.

Und das war nach der Restaurierung gar nicht so einfach. Die Flieger aus Uerdingen mussten für den Doppelraab extra ein Oldtimer-Schleppflugzeug von einem befreundeten Verein leihen und zum Egelsberg bringen. „Unsere Winde wäre zu stark gewesen. Das Segelflugzeug ist dafür zu langsam“, erklärt Schumacher. Es kommt nur auf eine Fluggeschwindigkeit von rund 50 Stundenkilometer. Dabei ist der Doppelraab ein echtes Fliegengewicht: Bei einer Spannweite von 13,4 Metern bringt er nur 192 Kilogramm auf die Waage. Heute wiegen die Flieger mehr als das Doppelte.

Obwohl er ursprünglich für die Schulung entwickelt wurde, gibt es in dem Flieger nur einen Steuerknüppel. Der hinten sitzende Fluglehrer muss ihn sich mit dem Schüler vorne teilen. Fluglehrer Schumacher ist von den modernen Segelflugzeugen mehr Platz gewohnt: „Da sitzt man wirklich ganz eng zusammen, Wange an Wange.“ Doch auf diese Weise konnte auf ein aufwendiges und teures Doppelsteuer verzichtet werden.

Einen Haken hatte die Tüftelei an dem Segelflugzeug für Dobelmann und Kremer: Beide hatten nebenbei kaum Zeit zum Fliegen — und ihre Pilotenlizenzen wurden ungültig. Die wollen sie wieder reaktivieren. Gesetzlich vorgeschrieben sind 25 Segelflugstarts in den letzten zwei Jahren. Die wollen sie natürlich schneller absolvieren.

Schon jetzt freuen sich Kremer und Dobelmann auf den ersten Start mit dem Oldtimer. Testpilot Manfred Schumacher wird den beiden beratend zur Seite stehen. Zudem können sie ihren Flieger auch bei Oldtimer-Ausstellungen zeigen.

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