Der neue alte Bahnhof

Die Sanierung hat begonnen. Doch der Brauhaus-Plan ist noch nicht in trockenen Tüchern.

Krefeld-Uerdingen. Für ein Gebäude wie den Uerdinger Bahnhof sind 110 Jahre eine Ewigkeit. Viel Historie hat er gesehen und ist sichtbar gealtert. Vor allem aber nahm jede Generation bauliche Veränderungen an ihm vor: Türen verschwanden hinter Putz oder wurden neu ins Mauerwerk eingefügt, Wände wurden eingerissen oder gezogen, Decken abgehangen - ein stetiger Wandel fand statt.

Drei Wochen hat es gedauert, all diese Um-, Ein- und Ausbauten rückgängig zu machen. "Wir haben die historische Bausubstanz freigelegt", sagt Architekt Arno Gollner. "Der Bahnhof sieht jetzt von innen wieder so aus wie um das Jahr 1900." Neben der Entrümpelung war auch viel Abrissarbeit nötig: Toilettenanlagen, Büros und sogar eine Wohnung verschwanden, der versperrte Zugang zum Dachboden ist wieder offen.

Die Arbeiten sind der erste Schritt zur Umwandlung des Bahnhofs in ein Uerdinger Brauhaus. Eine gemütliche Gastronomie mit Biergarten und Veranstaltungssaal soll an dem zentralen Platz entstehen und das Zentrum weiter beleben. Eine Investorengruppe nimmt dafür eine hohe sechsstellige Summe in die Hand.

Für die Finanziers sind die aufwändigen Arbeiten eine Art Vertrauensvorschuss, mit dem sie ins Risiko gehen. Denn ob ihre Pläne am Ende realisierbar sind, steht noch in den Sternen. Erst für Ende September ist der lang erwartete Runde Tisch angesetzt, an dem neben dem Bauamt der Stadt auch Vertreter der Bahn teilnehmen. Ihr gehört das komplette Gelände rund um den Bahnhof.

Am liebsten, so heißt es, möchte die Bahn das komplette Areal an die Stadt verkaufen - doch der fehlt dafür das Geld. Die Hoffnung der Investoren ist nun, dass sie einen kleinen Teil der Fläche vorab von der Bahn erwerben können. "Das Gebäude ist zurzeit eine Insel", sagt Arno Gollner. "Wir brauchen das Gelände." Denn rechts vom Bahnhof soll der Biergarten entstehen, der sich im Sommer zum beliebten Anziehungspunkt für die Uerdinger entwickeln könnte.

Für den Architekten wäre das jedoch nur die kleine Lösung. Er erhofft sich weiterhin eine Umgestaltung des kompletten Vorplatzes: Der hässliche Verkehrsknoten soll sich in einen begrünten Bahnhofspark verwandeln - gepflastert und verkehrsberuhigt.

Die Stadt sieht das nach wie vor kritisch. Zwar begrüßt Baudezernent Thomas Visser das Brauhaus als "deutliche Aufwertung des Standorts". Der Vorplatz allerdings sei wichtig für die Verkehrsführung: "Romantisierte Vorstellungen helfen uns nicht weiter. Mit einer Verkehrsberuhigung der Bahnhofstraße stoßen wir an Grenzen." Auch Bezirksvorsteher Elmar Jakubowski (CDU) unterscheidet zwischen dem "Wunschdenken" des Architekten und einer umsetzbaren Lösung.

Der Politiker möchte eine kleinere Umgestaltung des unmittelbaren Bahnhofsvorplatzes rechts vom Tunnel im nächsten Haushalt fest verankern - mit Baumpflanzung, neuer Beleuchtung und Herrichtung der Rad- und Fußwege. Von diesem "attraktiven Entrée" soll nicht nur das künftige Brauhaus profitieren - sondern die gesamte Uerdinger Innenstadt.

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