Der Schutzmann in Deinem Bezirk (5): Zwei Urgesteine und ein Deutscher Meister

Wenn Hauptkommissar Andreas Boosen und Oberkommissar Holger Meyer unterwegs sind, dann grüßt sie jeder. Sie sind zusammen 58 Jahre in der Rheinstadt für Sicherheit und Ordnung zuständig.

Krefeld-Uerdingen. In dieser Dienststelle ist was los. Telefone klingeln, es bimmelt an der Tür - ein Bürger will Anzeige erstatten. Oberkommissar Michael Mommers, erst seit 14 Monaten im Bezirksteam, das im Hinterhof des Uerdinger Rathauses residiert, kümmert sich um den ratlosen Mann.

Draußen vor der Tür versuchen Polizeibeamte, die zu einer Hochzeitsgesellschaft gehören, einen Senior wiederzubeleben. Er war unmittelbar neben der Tür zum Trausaal, die ja auch zum Bürgerservice der Stadt führt, gestürzt. Vermutlich Herzinfarkt. "Er hatte schon mal einen", weiß Polizeihauptkommissar Andreas Boosen, nachdem er ins Freie geeilt war. Er kennt den 78-Jährigen. Wie die meisten Uerdinger, denn er ist im Josefshospital zur Welt gekommen, vor etwas mehr als 51 Jahren.

Holger Meyer ist ihm um acht Jahre zuvorgekommen - ebenfalls im Krankenhaus der Rheinstadt. Der Oberkommissar wohnt zwar nicht in Uerdingen, hat aber bis jetzt 32 Jahre (!) dort Dienst getan. Drei weitere Jahre gingen im Bezirksdienst in Traar und im Präsidium ins Land. Meyer hat das Revier zwischen Autobahn, Europaring (inklusive Gartenstadt), Bruchweg, Parkstraße, Lange Straße und Berliner Straße. Ein Revier mit viel Grün und wenig Problemen. Dem Beamten fallen partout keine schlimmen Erlebnisse ein.

Andreas Boosen ist der "kleine Chef" im Hinterhof-Büro, obwohl er mit 51 der jüngste in dem krankheitsbedingt vom Quartett auf ein Trio reduzierten Team ist. Natürlich haben seine Kollegen schallend gelacht, als ein WZ-Leser ihn "bekannter als John Wayne" nannte, jedenfalls im Rheinstädtchen. Dabei hatte Boosen nie ein Pferd. Er ist Zweirad-Freak. 21 Jahre lang fuhr er sein Dienstkrad, eine BMW R 65 - bis sie vergangenes Jahr nicht mehr über den Tüv kam: "Ich musste sie beerdigen."

Weil er schon mit 15 ohne Führerschein auf einem "Bock" gesessen hat, ist sein Verständnis für Jungs groß, die einen Roller oder ein Moped fahren möchten. Aber "unfrisierte". Wie alle Bezirksbeamten pflegt Andreas Boosen den Kontakt zu den Schulen, nicht nur zu den Grundschulen. "Wir haben eine Gruppe älterer Schüler auf die Gefahren durch frisierte Zweiräder hingewiesen", erinnert sich der 51-Jährige an ein Bonmot der jüngeren Vergangenheit. "Dann haben wir Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Drei aus dem Kurs waren viel zu schnell. Der ,Sieger’ war mit 85 Sachen unterwegs, Zugelassen war sein Roller für 25 Stundenkilometer." Verlust des Versicherungsschutzes, instabiler Rahmen, nicht ausreichende Bremsen - die Folgen einer manipulierten Maschine können fatal sein.

Zu den größten Erfolgen seiner Dienststelle zählt Boosen die Schüler-Karnevalsfete im Festzelt "Feiern ohne Reiern" (immer freitags). "Inzwischen ist die alkoholfreie Party ein Selbstläufer".

Boosen arbeitet auch eng mit dem Werkschutz des Chemieparks und dem von Siemens zusammen. Beide Weltunternehmen befinden sich in seinem Bezirk, der sich von der Rheinhausener Stadtgrenze den Rhein entlang bis zur Von-Brempt-Straße erstreckt und im Westen an das Revier des Kollegen Meyer grenzt.

Nach zwei Jahren Ausbildung in Bochum und Essen kam "BMW-Andy" 1982 nach Krefeld und in einer heißen Demo-Zeit (Nato-Doppelbeschluss) in den Genuss des "Reisebüros Schnoor". Herbert Schnoor (SPD) war damals Landesinnenminister. Er schickte die E-Züge der größeren Polizeibehörden an die Fronten: Kalkar, Bonn oder auch Krefeld, 1983 zur "Philadelphiade", als Steine den George-Bush-Korso trafen. 1984 zog es ihn endgültig nach Uerdingen: Die Dienststelle ist erst die dritte in den 26 Jahren. Für das Uerdinger Zentrum ist Michael Mommers zuständig, ein echter Krefelder. Er ist der einzige Deutsche Meister unter den 35 Krefelder Bezirksbeamten. Er steht - trotz seiner nun 53 Jahre - noch immer im Tor der "Police Penguins". Viermal war er Vize-Meister.

Vielen Innenstädtern ist Mommers aus anderer Tätigkeit bekannt: Er steuerte neuneinhalb Jahre die "Gläserne Wache", den alten SWK-Bus, in dem Bürger, Touristen und Geschäftsleute Rat und Hilfe fanden. "Der Bus ist auch beerdigt", schließt sich der Oberkommissar der Formulierung seines Kollegen Boosen an. Jahrelang lenkte er auch die gesamtstädtischen Polizeieinsätze von der Leitstelle aus. Jetzt freut er sich, dass die Uerdinger ihn als Teil des Teams akzeptiert haben.

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