Eine Schule für Kinder, die aus der Spur geraten sind

Die Sonderpädagogin Regina Steiner ist jetzt offiziell Leiterin der Förderschule am Rundweg.

Eine Schule für Kinder, die aus der Spur geraten sind
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wenn eine neue Führungskraft in ihr Amt eingeführt wird, gibt es gewichtige Reden, Schulterklopfen und — meistens — Häppchen am kalten Buffet. Bei der Amtseinführung von Renina Steiner als Leiterin der Förderschule am Rundweg in Uerdingen ist das ähnlich — und doch anders. Denn die Häppchen stammen nicht vom Caterer, sondern von Schülern.

Und deren Einsatz gehört zum pädagogischen Konzept am Rundweg. Die Schüler sollen intensiv auf das Berufsleben vorbereitet werden. Und die Häppchen sind ein möglicher Baustein bei der Vorbereitung. Die Jugendlichen gehören der Arbeitsgruppe „Schülerkiosk“ an und haben immerhin ein Buffet für 60 geladene Gäste kreiert.

Steiner: „Die Schüler stellen damit etwas her, das produktgenau ist. Es muss schön aussehen, die Hygienevorschriften müssen eingehalten werden und beim Service spielen die Umgangsformen eine große Rolle.“ Dreimal in der Woche werden sie für die Arbeitsgruppe für zwei Stunden vom Unterricht freigestellt. Und dreimal in der Woche machen sie in der Pause ein Frühstück für ihre Mitschüler.

Wenn die Eltern einverstanden sind, müssen sich die Kinder für die Arbeitsgruppe bewerben und sich bei der zuständigen Diplompädagogin vorstellen. Werden sie „eingestellt“, winkt Ihnen, wenn sie einen Überschuss erwirtschaften, ein kleies Taschengeld. Worüber die Eltern natürlich informiert sind.

An diesem Beispiel lässt sich das Programm der Schule für „Kinder mit auffälligem Verhalten“ ablesen, das Regina Steiner weiterentwickeln will: „Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder im ersten Arbeitsmarkt zurechtkommen — je nach ihren Fähigkeiten.“ Die Förderschule am Rundweg in Uerdingen ist eine LES-Schule der Sekundarstufe 1 (Klassen fünf bis zehn), in der Lernen, emotional und soziale Entwicklung und Sprache im Vordergrund stehen. Die Schule ist nicht für geistig oder körperlich behinderte Kinder zuständig.

„Unsere Schüler brauchen lang anhaltende Maßnahmen“, betont Steiner. Das wird an der Berufsorientierung deutlich, die in der Klasse 8 mit der Potenzialanalyse (Welche Fähigkeiten bringt der Schüler mit?) beginnt. In der 9. Klasse werden Berufsanfängerseminare angeboten, die über eine Woche gehen und mit Übernachtungen verbunden sind. In der Klasse 10 wird die Beratung verstärkt, die Arbeitsagentur einbezogen. Regina Steiner: „Wir sind sehr froh, dass die Berater zu uns in die Schule kommen.“ Eine Diplompädagogin begleitet die Schüler auch dann noch, wenn sie die Schule verlassen haben — zumindest für einige Monate. In dieser Intensität könnten andere Schulformen das nicht anbieten.

Besonders wichtig ist für Regina Steiner der Kontakt zu den Eltern: „Als Förderschule wären wir sonst verloren.“ Hat ein Gutachten den Wechsel in eine Förderschule empfohlen, haben die Eltern immer noch die Wahl, ob sie ihr Kind dorthin schicken. Allerdings sieht Regina Steiner eine wachsende Akzentanz: „Immer mehr Eltern schauen, wo ihr Kind am besten gefördert wird.“

Bei den LES-Förderschulen wird die Wahlmöglichkeit für die Krefelder ab dem Sommer geringer. Die Comeniusschule an der Mariannenstraße im Zentrum wird geschlossen, da sie nicht mehr genügend Schüler hat. Die verbleibenden rund 70 Schüler werden auf Uerdingen und die Erich-Kästner-Schule an der Inrather Straße verteilt.

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