Stadtbezirke im Visier: Uerdingen - die Rheinstadt will zu neuen Ufern

Der Stadtteil wächst. Doch er muss seine Trümpfe noch besser ausspielen.

Krefeld-Uerdingen. Heimlich, still und leise hat sich Uerdingen auf die touristische Landkarte geschlichen. Seit einigen Monaten landen Schiffe der „Weißen Flotte“ regelmäßig am Rhein-Anleger. Und auch wenn die Reisenden bislang nur die alte Weinbrennerei Dujardin besichtigen, erkennt Bezirksvorsteher Elmar Jakubowski in der Neuigkeit symbolischen Charakter: „Das Uerdinger Rheinufer bildet die Schauseite der Stadt“, sagt der CDU-Politiker. „Und entsprechend müssen wir es gestalten.“

Das Gespräch über Perspektiven des Stadtteils, das die WZ mit Jakubowski führt, dreht sich um die Frage, wo Uerdingen gute Karten hat und wo es seine Trümpfe besser ausspielen muss.

Die Idealvorstellung ist klar: In etwa fünf Jahren soll das Uerdinger Rheinufer kaum mehr wiederzuerkennen sein. Eine erste Chance dafür bietet die anstehende Sanierung des Deiches ab 2013. „Die weitere Gestaltung lässt sich erst planen, wenn wir die genauen Pläne zu sehen bekommen“, sagt Jakubowski. Der Schwerpunkt liege jedoch darauf, die Aufenthaltsqualität zu verbessern: „Das fängt bei Bänken an und hört bei gastronomischen Angeboten auf.“

Nördlich davon bleibt das Rheinblick-Areal ein ewig leidiges Thema. „Was bei Dujardin passiert, macht uns viel Freude“, sagt Jakubowski. „Für Rheinblick gilt das weniger.“ Nach der gerichtlichen Niederlage der Stadt gegen einen Grundstücksbesitzer arbeite die Verwaltung nun daran, die juristischen Hürden abzubauen. „Danach müssen die Eigentümer Farbe bekennen. Wenn einer startet, wird das Gelände schnell erschlossen“, erklärt Jakubowski.

Ein Sorgenkind ist das südliche Ufer mit der Rheinbrücke und der geplanten Autobahn: „Wir haben die Hoffnung, dass sie nicht kommt, weil kein Geld da ist“, sagt Jakubowski. Für ihn ist die A 524 eine Horrorvorstellung: „Sieben, acht Meter Lärmschutzwände mitten durch die Stadt — die Berliner Mauer ist nix dagegen.“

Die frohe Botschaft von 2011 möchte Jakubowski gern in dieses Jahr hinüber retten: „Uerdingen schrumpft nicht mehr — darauf müssen wir auch in Zukunft achten.“ Neben dem ehemaligen Babcock-Gelände an der Parkstraße, wo im Mai die ersten Mieter einziehen, sei ein weiteres Baugebiet „zwischen Uerdingen und Bockum“ angefragt. 60 bis 80 Einfamilienhäuser könnten dort entstehen. „Wir haben wieder Zuwachs.“

Dafür sei auch die wirtschaftliche Lage entscheidend. So bringe der Ausbau des Siemens-Geländes „einige 100 Arbeitsplätze“ für Uerdingen, erklärt Jakubowski.

„Wer hier wohnt und arbeitet, will auch seine Freizeit in einem Stadtteil verbringen, in dem er sich wohlfühlt“, sagt Jakubowski. Es schmerzt ihn, dass Politik und Verwaltung an einigen Punkten nicht wirklich weiterkommen.

So herrscht in Sachen Uerdinger Bahnhof seit Monaten Stillstand. Die Investoren, die dort ein Brauhaus einrichten möchten, haben zwar das Gebäude von der Deutschen Bahn gekauft, doch bislang gibt es keine Einigkeit über das umliegende Gelände. „Die Bahn blockiert das Brauhaus“, sagt Jakubowski in aller Deutlichkeit. „Die Stadt muss die Verhandlungen moderieren und auf eine schnelle Einigung drängen.“ Letztlich gehe es dabei ums Geld.

Die Entwicklung am ehemaligen Klärwerk (hierzu auch Seite 18, Stadtleben) sieht Jakubowski positiv. So habe es mehrere „ernsthafte Interessenten“ gegeben. Das Hauptproblem sei jedoch stets die Zufahrt: „Die führt durch reines Wohngebiet. Da sind die Regeln sehr streng.“

Gleichwohl könne Uerdingen einen Saal für 300 bis 400 Personen dringend gebrauchen, sei es für Karnevalssitzungen oder kulturelle Veranstaltungen.

Mit Sorge beobachtet Jakubowski die Pläne für das Hafenterminal Hohenbudberg auf Duisburger Seite. „Da müssen wir aufpassen, dass die Lastwagen nicht bald mitten durch Uerdingen fahren.“ Wehret den Anfängen, müssen das Motto für die Stadtspitze sein: „Wenn das einmal läuft, haben wir verloren.“

Neue Ideen gebe es auch für den Uerdinger Stadtpark, verrät Jakubowski. „Mit diesem Pfund wird viel zu wenig gewuchert“, findet der Bezirksvorsteher. Die Aufenthaltsqualität für Spaziergänger und Ausflügler sei schon jetzt überragend — darüber hinaus könne der Stadtpark auch für Sportler noch attraktiver werden. „Das wäre ein ideales Gebiet für eine beleuchtete Joggingstrecke“, sagt der Politiker. „Doch dafür müssen wir Sponsoren finden.“

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