Uerdingen: Hat das geplante Kraftwerk noch eine Chance?

Der Chemiepark braucht die Energie, doch die Rahmenbedingungen für einen Bau sind nach wie vor unklar.

Uerdingen: Hat das geplante Kraftwerk noch eine Chance?
Foto: Jürgen Brefort

Krefeld. Seit über acht Jahren diskutiert Krefeld über ein neues Kraftwerk auf dem Chemieparkgelände in Uerdingen. Wäre es nach den Ursprungsplänen gelaufen, stünde am Rhein bereits seit 2012 ein Steinkohlekraftwerk. Doch der Streit um den Energieträger Kohle, der Widerstand in der Bevölkerung und die Kommunalwahlen 2009 haben dies verhindert.

Seit 2011 spricht der Investor Trianel, ein Stadtwerkeverbund mit Sitz in Aachen, nun von einem Gasturbinenkraftwerk. Doch die anhaltende Diskussion um die Energiewende verhindert bislang, dass in Uerdingen etwas passiert. Dennoch bleibt man in Aachen optimistisch, dass sich das Krefelder Projekt rechnet.

Das erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) gibt den erneuerbaren Energiequellen (Wind, Sonne etc.) Vorrang vor fossilen (Kohle) oder atomaren Kraftwerken. Das bedeutet, dass diese nur Strom ins Netz einspeisen dürfen, wenn nicht genug Sonne oder Wind vorhanden sind, um den Strombedarf zu decken.

Die Betreiber von Kohle- oder Gaskraftwerken argumentieren dagegen, dass sie auf diese Art ihre Anlagen nicht wirtschaftlich betreiben können, weil dem hohen Investitionsaufwand viel geringere Einnahmen gegenüberstehen.

Experten befürchten, dass der Strombedarf nicht von heute auf morgen durch die erneuerbaren Energien gedeckt werden kann. Dafür ist die Produktion zu stark von der Witterung abhängig, vernünftige Speichermöglichkeiten stehen (noch) nicht zur Verfügung.

Deshalb werden konventionelle Kraftwerke gebraucht, um diese Lücken zu füllen. Betreiber und Investoren fordern von der Regierung Geld für das Bereitstellen der Kapazitäten. Ansonsten könne man den Betrieb nicht wirtschaftlich darstellen.

Das Bundeswirtschaftsministerium sammelt derzeit Daten und Expertisen dazu, wie man den Strommarkt — vor allem in der Übergangsphase — organisieren kann. Dabei werden zwei verschiedene Modelle diskutiert: der Strommarkt 2.0 und der Kapazitätsmarkt.

Beim Strommarkt 2.0 soll die Nachfrage der Kunden das Problem lösen. Damit würde sich das Vorhalten von Kapazitäten über Spitzenpreise zu Zeiten regeln, in der die Nachfrage besonders groß, das Angebot aber knapp sei. Die Investoren und Betreiber von Kraftwerken fürchten, dass die Politik die Spitzenpreise deckelt und die Reserve möglicherweise nicht ausreicht.

Beim Kapazitätsmarkt sorgt der Staat für ein höheres Niveau der vorgehaltenen Kapazitäten, die Vergütung wird über den Strompreis umgelegt auf die Verbraucher.

Derzeit gibt es unterschiedliche Signale aus Bund und Land. Während Bundesminister Sigmar Gabriel (SPD) der Kapazitätslösung wegen der damit verbundenen Zusatzkosten ein klare Absage erteilt hat, hat sein NRW-Kollege Garrelt Duin (SPD) jüngst bessere politische Rahmenbedingungen für fossile Kraftwerke gefordert. Ansonsten drohten ab 2020 ernste Probleme bei der Versorgungssicherheit.

Für die Investoren aus Aachen ist die Verabschiedung einer nachhaltigen Gesetzgebung entscheidend. Nur so sei eine seriöse Finanzierung des Milliardenprojekts in Krefeld durchzurechnen. Grundsätzlich würde Trianel sich auch nicht gegen ein marktwirtschaftliches Prinzip wehren, wenn denn die „Knappheitspreise“ aus den Spitzenzeiten unverfälscht bei den Investoren ankommen.

Grundsätzlich ist man nach wie vor vom Projekt in Uerdingen überzeugt, da es aufgrund der Nutzung von Strom und Dampf einen hohen Wirkungsgrad erreicht. Es könne erfolgreich umgesetzt werden, sei aber eine Frage der Zeit und der Rahmenbedingungen. Der Zeitplan der Bundesregierung sieht vor, dass jetzt im Frühjahr die Weichen für ein neues Gesetz gestellt werden. Dies wird jedoch erst im Herbst — nach entsprechenden Anhörungen — in das förmliche Verfahren gehen.

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