Uerdinger Bücherei: Ein Gesteck aus Seiten

Bei der „offiziellen Trauerfeier“ zum Abschied von der Uerdinger Bücherei äußerten Bürger erneut Unmut über die Schließung.

Krefeld. Ein Flyer liegt auf dem Uerdinger Marktplatz — zertreten von Passanten und vom Regen fast unlesbar gemacht. Einige Worte sind noch zu erkennen „Die Bücherei muss bleiben.“ Es passt zur Stimmung am Donnerstagnachmittag auf dem Uerdinger Marktplatz.

Der Arbeitskreis „Erhalt der Bücherei Uerdingen“ verabschiedete sich in einer „offiziellen Trauerfeier“ von ihrer Bücherei. Die Uerdinger haben lange gekämpft und am Ende doch verloren.

Seit fast drei Jahren diskutierte die Politik im Rahmen der Sparliste immer wieder über die Schließung der Bücherei. Im Stadtrat am 7. Mai fiel dann endgültig die Entscheidung: Die Bücherei muss schließen. „Wir nehmen das nicht hin“, sagt Norbert Sinofzik vom Arbeitskreis.

„Auch das Licht in Krefeld ist schon einmal ausgegangen. Und letztendlich musste der Oberbürgermeister die Lampen doch wieder anschalten. Wir kämpfen weiter.“ Mit vielen kreativen Aktionen hat sich die Bürgerinitiative in den letzten Jahren für die Büchereierhaltung eingesetzt: Eine Menschenkette gab’s im Ortskern, über 6500 Unterschriften und 350 Postkarten mit Protesten wurden an Oberbürgermeister Gregor Kathstede geschickt.

Und auch dieses Mal zeigt sich der Arbeitskreis wieder kreativ: Ein „Totengesteck“ mit Blumen aus Bücherseiten erinnert an eine Beerdigung. „Wir lassen uns unsere Kreativität nicht nehmen. Das muss auch langsam mal die Politik einsehen,“ ruft Susanne Tyll vom Arbeitskreis in ein Megaphon. Im Publikum werden weitere enttäuschte Stimmen über die Politik laut.

„Wir fühlen uns als Bürger einfach nicht ernst genommen. Wir sind keine Promis und auch keine Menschen mit besonders großem Einfluss, aber wir, als Bürger der Stadt Krefeld, sind diejenigen, für die sich die Politik eigentlich einsetzen sollte,“ sagt Sinofzik. Und auch die Uerdingerin Lydia Domhoff zeigt sich enttäuscht: „Wir brauchen keinen modernen Schnickschnack wie in der Mediothek. Wir brauchen eine Bücherei, die zu Fuß auch für Kinder und Alte erreichbar ist.“

Obwohl die Anwesenden am Ende der „Trauerfeier“ ihre Büchereiausweise symbolisch in einem Sarg versenken, wollen sie weiterkämpfen. Ab dem 27. Mai wollen sie jeden Montagabend eine Lesung vor dem Gebäude halten.

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