Uerdinger Bürger „sind keine Rambos“

Initiative will keine Bürgerwehr sein. Sie setzen auf Präsenz statt Gewalt. Die Polizei mahnt zu Vorsicht.

Uerdinger Bürger „sind keine Rambos“
Foto: Symbolbild dpa

Krefeld. Vor wenigen Wochen hatte eine Privatinitiative von Bürgern in Uerdingen zusammengefunden. Ihr Ziel: abends durch ihre Präsenz Einbrüchen oder andere Übergriffe zu verhindern. Am Sonntag bei einem zweiten Treffen bezog die Gruppe Position: „Wir sind keine Spinner, die in der Dunkelheit mit Baseballschlägern durch die Gegend laufen“, sagte ein etwa 45-jähriger Uerdinger. Und eine 41-Jährige ergänzte: „Wir wollen auch nicht, dass sogenannte Vorstadt-Rambos zu uns kommen und meinen, die Straftäter dann etwas aufmischen zu können.“

Etwa 20 besorgte Uerdingen trafen sich am Sonntag in der Gaststätte Wolters an der Arndtstraße. Einige von ihnen waren konsterniert und sichtlich betroffen, dass man sie und ihre feste Absicht, keine Bürgerwehr zu sein, auch keine Gewalt anzuwenden, sondern präsent und präventiv zu arbeiten, auf Facebook teilweise als „rechte Fanatiker“ bezeichnet hatten. Aber nicht nur in diesem Medium. Auch ein Arbeitgeber eines Initiators hatte davon gesprochen, dem Mitarbeiter abgeraten, in dieser Initiative weiterhin in vorderster Front mitzumachen. Von daher war man jetzt, was die Preisgabe von Namen angeht, überaus vorsichtig.

Vor einigen Tagen hatten einige von ihnen mit ihren Spaziergängen durch Uerdingen begonnen; diese will man auch fortsetzen. Unmittelbar vor der Gaststätte parkte am Sonntagnachmittag auch ein Polizeiauto. Die Initiative, darunter war auch der amtierende Uerdinger Karnevalsprinz Willi Strater, hatte einige Polizisten eingeladen. Es kamen neben dem Pressesprecher des Krefelder Polizeipräsidiums, Hans-Peter Kniely, auch Andreas Boosen, einer der drei für Uerdingen zuständigen Bezirksbeamten. Wie sieht ihr Konzept aus? Wie ihr Dienstplan? Auf die Frage von Boosen kam noch keine Antwort, da diese im Detail noch nicht ausgearbeitet waren.

Zum Vorhaben der Gruppe meinte Boosen: „Es ist grundsätzlich gut, dass sie sich um die Mitmenschen kümmern, dass sie mit ihnen reden. In einer Zeit, wo man immer anonymer nebeneinander her wohnt, es früher normal war, dass man sich auch um den Nachbarn kümmert.“ Allerdings sah es der Polizeihauptkommissar überaus kritisch, wenn man zum Beispiel den möglichen Einbrecher auf frischer Tat ertappt.

„Wir wollen die Einbrechern durch unsere Präsenz davon abhalten, tätig zu werden“, bekam der Polizist zur Antwort. Nicht viel anfangen konnten einige Teilnehmer mit einer weiteren Bemerkung der Polizeibeamten, dass man in Uerdingen noch gut aufgestellt sei. Künftig sollen regelmäßig offene Treffs der Initiative stattfinden — an jedem zweiten Dienstag im Monat, ab 19 Uhr, Gaststätte Wolters, Arndtstraße 1.

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