Notunterkunft in Krefeld Flüchtlinge mussten auf dem Boden schlafen

In der Turnhalle am Lübecker Weg fehlten bis Mittwoch die Feldbetten. Kirche und Moschee helfen den 150 Bewohnern.

Krefeld. „Menschunwürdig“ sei die Notunterkunft in der Turnhalle am Lübecker Weg in Uerdingen, sagen Anwohner, die sich dort umsehen konnten. Ursprünglich für 50 zeitweilige Bewohner vorgesehen, sind dort jetzt 150 Menschen aus verschiedensten Ländern und unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten untergebracht.

Carsten Klinger vom Fachbereich Soziales der Stadt wird in Uerdingen vom Sicherheitsdienst „Prestige“ unterstützt. „Kein Zutritt für Außenstehende“, erklärt er kategorisch. Das sei eine Anweisung „von oben“, die die Mitarbeiter umsetzen müssen.

Aber damit will die Verwaltung nicht alleine die Sicherheit der Bewohner gewährleisten, sondern offenbar auch die Zustände der Hallen nicht öffentlich machen. Seit zwei Wochen ist die Turnhalle Notunterkunft.

Feldbetten erhielten die Bewohner erst am vergangenen Mittwoch. Bisher schliefen sie auf Matratzen auf dem Boden. Wie dort gereinigt werden kann, weiß keiner genau. Die fensterlose Halle soll über nur zwei Duschen verfügen.

Außerhalb der Reichweite des Sicherheitsdienstes klagen Bewohner darüber, dass sie sich bewacht fühlen „wie im Gefängnis“. Geklagt wird aber auch über Probleme, die nicht in der Stadt gelöst werden können: Die Ungewissheit über die Zukunft und die Untätigkeit, zu der die Hilfesuchenden per Gesetz gezwungen werden.

Hilfe und Unterstützung erhalten die Bewohner von der katholischen Gemeinde St. Nikolaus und der benachbarten Mimar-Sinan-Moschee, in der die SPD-Stadträtin Halide Özkurt aktiv ist.

Dort wurde für die Flüchtlinge eine Kleiderkammer gerade für Winterkleidung eingerichtet. Ilhan Bayram, Vorsitzender des Moscheevereins, betont: „Unsere Türen stehen für alle offen, ob Christen, Moslems oder andere. Wir laden zum gemeinsamen Gebet und auch zu einem Gläschen Tee und zum Gespräch ein.“

Mitglieder der Gemeinde St. Nikolaus helfen bei der Essenausgabe in der Halle. Eine aus der Türkei stammende Friseurin in der Nachbarschaft hat den Männern kostenlos die Haare geschnitten. Für Jugendliche aus der Notunterkunft sind die Räumlichkeiten des ebenfalls benachbarten Jugendklubs Jojo offen.

Leiter Felix Bünzel: „Das Angebot wird gerne genutzt von den Jugendlichen aus der Halle. Sprachprobleme werden irgendwie gelöst.“ Hier wollen die Ehrenamtlichen der Kirche ab kommender Woche Deutschunterricht für Kinder und Jugendliche anbieten.

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