Blaue Punkte für Herrn Taschenbier

Die WZ besuchte die Forstwalder Theatergruppe bei den Proben zum Musical „Eine Woche voller Samstage“.

Blaue Punkte für Herrn Taschenbier
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Sams ist ein respektloses, aber liebenswertes Wesen. Als es sich den biederen Herrn Taschenbier als Papa aussucht und dessen Leben auf den Kopf stellt, beginnt die lustige Geschichte „Eine Woche voller Samstage“. Nach dem Kinderbuch von Paul Maar wird die Forstwalder Theatergruppe Ende November im Forum Corneliusfeld in Tönisvorst ein Musical aufführen.

„Dann werden wieder Kinder mit roten Wangen vor uns sitzen und mitfiebern“, sagt Darstellerin Nicole Tacken (Frau Rosenkohl), eines von 31 Mitgliedern der Theatergruppe. Die leuchtenden Kinderaugen seien der schönste Dank für die Mühen, die die Laienspielgruppe jedes Jahr von Ostern bis Advent auf sich nimmt.

Ob dabei die Kinder, Eltern oder Großeltern den meisten Spaß haben, sei noch dahingestellt, sagt der Regisseur und Chef des Ensembles, Joachim Pricken. „Die Texte bieten Spaß für alle Altersgruppen ab fünf Jahren.“

Bis auf wenige Ausnahmen spielen alle Gruppenmitglieder mit. Und so sind die meisten auch bei den Proben anwesend, die einmal pro Woche im Keller eines Werksgebäudes am Nauenweg stattfinden. Im Nebenraum sind Kulissenteile aufgebockt, die auf den Anstrich warten — Bühnenbau und Kostüme werden in Eigenarbeit erstellt.

Mit wenigen Handgriffen werden Tische und Stühle für die Restaurantszene zusammengeschoben: Das Sams, gespielt von Ute Schauberger-Lamp, geht zum ersten Mal mit Herrn Taschenbier (Heinz Keratis) in einem guten Lokal essen. Dabei ist Taschenbier stets bemüht, dem Sams Benimmregeln beizubringen. Zum Beispiel, nicht so laut zu sprechen. „Warum?“, fragt das Sams, „Essen die Leute mit den Ohren“?

Das Sams

Auch die Kellnerin wird vom Sams völlig aus dem Konzept gebracht, weil es alles wörtlich nimmt. So glaubt es zunächst, mit „Karte bringen“ seien Mau-Mau-Spielkarten gemeint. Nach dem Hinweis, dass es nur Speisekarten gebe, beginnt das Sams, diese zu verspeisen. Um beim Anblick des verstörten Taschenbiers zu mutmaßen: „Ich hätte wohl mit Messer und Gabel essen sollen.“ Nun beschweren sich die Gäste — die anspruchsvolle wie schnippische Frau Bürgermeisterin sowie das Ehepaar Herr und Frau Dr. Glöbner —, die das störende Sams loswerden möchten. Das Sams aber treibt das Chaos auf den Höhepunkt, indem es sagt: „Hier gibt es überall Ungeziefer.“ Daraufhin springen die weiblichen Gäste mit schrillen Schreien auf die Stühle.

Beim Verlassen des Lokals kostet das Sams noch etwas von den Hummermedaillons der Frau Bürgermeisterin, befindet jedoch, dass die Speisekarte besser geschmeckt habe.

Regisseur Joachim Pricken verfolgt bei den Proben aufmerksam das Spiel, gibt Tipps und greift ein, wenn zum Beispiel die Aufregung der Kellnerin über das Sams nicht heftig genug rüberkommt. Er lässt die ganze Szene wiederholen, die dann schon viel flüssiger läuft.

„Bis zu 20 Einzelproben sind nötig, bevor das komplette Stück gespielt werden kann“, sagt er. „Der musikalische Anteil nimmt nur etwa 30 Prozent in Anspruch.“ Musikalisches Talent sei bei den Darstellern vorhanden, den Rest besorge die Technik, sagt er augenzwinkernd.

Für die Zuschauer ist vor allem interessant, wie sich die Figuren während des Spiels verändern. So wird aus dem schüchternen Herrn Taschenbier ein selbstbewusster Mann, der keine Angst mehr vor seiner Vermieterin Frau Rotkohl hat.

Am Schluss des Stücks kommt außerdem die Wunschmaschine ins Spiel, weil dem Sams die blauen Punkte ausgehen, mit deren Hilfe es Wünsche erfüllen konnte.

Am nächsten Wochenende fährt das Ensemble zum Proben nach Ahrdorf in die Eifel. Dort soll in einem alten Bahnhof der letzte Schliff erfolgen. „Das wird in Zehn-Bett-Zimmern bei Jugendherbergsatmosphäre sicher sehr lustig“, sagt Nicole Tacken.

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