CSV Marathon: „Die Vereinsmeierei muss ein Ende haben“

Diskussion über Zukunft des Sports beim CSV Marathon. Mitglieder ausgezeichnet.

Tackheide. Man möchte meinen, ein Verein wie der CSV Marathon hätte in seiner über 100-jährigen Geschichte schon alles erlebt. Doch: Eine Ehrung für 80-jährige Vereinszugehörigkeit ist selbst für den Traditions-Club ein Novum.

Rolf Odendahl heißt der Mann, dem dieses Privileg beim Sonntags-Matinee an der Krefelder Rennbahn zuteil wurde. Über acht Dekaden hat sich Odendahl beim CSV engagiert und verdient gemacht; Tennis, Hockey , Fußball und Handball gespielt.

Dafür bekommt er einen goldenen Briefbeschwerer und eine eigens angefertigte Urkunde von Präsident Oliver Leist überreicht. Insgesamt 21 langgediente Mitglieder des CSV sind bei der dritten Matinee des Vereins im Restaurant „Derby“ am Galopprund im Stadtwald ausgezeichnet worden.

Die anschließende Podiums-Diskussion hat allerdings kaum Kontroverse zu bieten. „Vereinssport im Dilemma von gesellschaftlichem Auftrag und Überlebensfähigkeit“ heißt das Thema, zu dem Jörg Heydel, Robert Haake, Manfred Faber und Siegfried Thomassen Stellung beziehen.Es herrscht breite Einigkeit darüber, dass Breitensportvereine im Wandel der Zeit neue Wege einschlagen müssen, wenn sie einen weiteren Mitgliederschwund verhindern wollen.

„Besonders der offene Ganztag erfordert eine Kooperation mit den Schulen und eine Umstrukturierung des Trainer-Systems“, sagt Thomassen, stellvertretender Leiter des Sportbundes Krefeld. „Kinder und Jugendliche haben heute schlicht weniger Zeit, sich in Vereinen zu engagieren.“

Wie ein Richtungswechsel innerhalb der Vereinspolitik vollzogen werden kann, veranschaulicht Vorstandsmitglied Jörg Heydel am Beispiel der Fußballabteilung seines eigenen Klubs, dem SC Bayer 05 Uerdingen: „Wir fokussieren uns nun auf die Förderung der Jugend“, sagt er, „natürlich muss man damit rechnen, dass Talente abgeworben werden, aber ich finde es gut, wenn der SC als Ausbildungsverein wahrgenommen wird.“

Alle Podiums-Redner sprechen sich indes für das Schaffen neuer Leistungszentren und Sportschulen in Krefeld aus. Zudem müsse die „Vereinsmeierei“ ein Ende haben. Eine Vernetzung aller Sportvereine der Stadt helfe auch dabei, über mögliche Fördermittel informiert zu werden, so Heydel.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion ist das Thema Leistungssport. Manfred Faber, Cheftrainer des Boxsport- und Bildungszentrums NRW stellt klar, dass Profis nur von Profis gemacht würden.

„Zukünftig müssen auch ehrenamtlich arbeitende Trainer fachspezifische Qualifikationen erwerben“, sagt Heydel. Das Qualifikationszentrum des Stadtsportbundes sei bloß für die Basisausbildung zuständig. Ausgerechnet der Geschäftsführer des KEV, Robert Haake, warnt vor Leistungssport-Ambitionen. „Gerade junge deutsche Eishockey-Spieler bereiten mir Sorgen“, sagt er, „deren Karriere geht maximal bis Anfang 40, danach müssten sie ausgesorgt haben, was allerdings nicht der Fall ist.“

Eltern seien regelrecht geschockt, wenn er ihnen seine Bedenken in aller Klarheit mitteile. Der demonstrative Schulterschluss aller Redner und Vertreter der Vereine, die Probleme auf Vereinsebene gemeinsam anpacken zu wollen, bildet den Abschluss der Veranstaltung.

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