Steht der Badesee vor dem Aus?

Mit neuer Technik schießen Jäger die Gänse ab. Hilft dies nicht, droht Schließung.

Steht der Badesee vor dem Aus?
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Und dann müssen wir überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, den Elfrather See als Badesee zu schließen“ — diese Aussage von Dezernent Thomas Visser in der Sportausschusssitzung hat bei vielen Ausschussmitgliedern für Unruhe gesorgt.

138 Hektar misst das Naherholungsgebiet am Elfrather See. Sport und Erholung soll es bieten. Doch in den letzten Jahren machte der Badesee immer wieder durch seine schlechte Wasserqualität auf sich aufmerksam. Lediglich „Ausreichend“ hieß das Prädikat, das der E-See in einem Testbericht der Europäischen Umweltagentur in Kopenhagen erhielt (Mai 2014).

Grund für die Verschmutzung und Verkeimung des Sees ist der Kot von rund 450 Grau- und Kanadagänsen. Diese haben dort die perfekten Lebensbedingungen gefunden und verschmutzen seit Jahren ihr Sommerquartier mit Unmengen an Hinterlassenschaften. Einen letzten Versuch zur Verbesserung der Situation führt die Stadt Krefeld gerade durch den Einsatz von getarnten Jägern durch. Diese sollen die Gänsepopulation durch den Abschuss mit schallgedämpften Kleinkalibergewehren minimieren. Das derzeit angewandte Verfahren wird zurzeit im Kreis Wesel getestet und vom Land NRW gefördert.

Seit dem 15. Juli arbeitet auch die Kreisjägerschaft Krefeld nach diesem Verfahren. Dabei versuchen vier Jäger auf Tarnbetten und im Tarnanzug, mehrere Gänse mit nur einem Schuss zu erschießen. Bislang wurden so rund 100 Gänse erlegt. Zum Vergleich: In der gesamten Jagdsaison des Vorjahres wurden lediglich 65 Gänse geschossen. Bei der noch drei Monate andauernden Abschusszeit wird sich die Anzahl der erlegten Gänse damit im Vergleich zum Vorjahr wohl mehr als nur verdoppeln.

Da sich die Maßnahmen zur Minimierung der Gänsepopulation in der Vergangenheit als nicht ertragreich erwiesen, ist die neue Abschusstaktik der Jäger wohl die letzte Option für die Stadt Krefeld, um die Wasserqualität des Elfrather Sees zu verbessern. „Mich rufen ja sogar Verwandte aus Stuttgart an, um mich zu fragen, was denn das Problem mit der Wasserqualität sei. Keiner von uns will wohl, dass der See weiterhin durch seine schlechte Wasserqualität deutschlandweit bekannt bleibt“, sagte Michael Zecha (CDU) im Ausschuss.

Zuvor hatten weder der Einsatz von Greifvögeln noch die Umsiedlung der Gänse auf die Insel im nördlichen Teil des Badesees Erfolg gezeigt. Und auch die Verwendung von Bitterstoffen auf den Wiesenflächen wurde von der unteren Landschaftsbehörde als äußerst kritisch bewertet.

Da die Stadt Krefeld allein für die Überwachung des Badesees jährlich rund 15 000 Euro an die DLRG zahlt, ist die Erhaltung des Badesees in der jetzigen Form kostspielig. Im September 2015 will Thomas Visser ein Fazit zur neu angewendeten Abschusstechnik ziehen. Dann wird sich wohl auch entscheiden, ob der Elfrather See als Badesee noch eine Zukunft hat.

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