Tag der Arbeit: Lohndumping wird zum Problem für Familien

Am 1. Mai zogen rund 800 Menschen durch die City und forderten faire Bezahlung.

Krefeld. Ein Bandwurm aus 800 Menschen schlängelt sich vom Büro des DGB-Kreisvorstands in der Fabrik Heeder durch die City zum Stadtgarten. „Damit haben sich wesentlich mehr Leute an unserem Demonstrationszug beteiligt als im Vorjahr“, bilanziert Ralf Köpke. Auch über die mehr als 2000 Besucher des Internationalen Maifests freut sich der DGB-Kreisvorsitzende.

Dass sich Oberbürgermeister Gregor Kathstede bei seiner Ansprache ausdrücklich hinter das Tagesmotto stellt, gefällt Köpke: „Faire Löhne — Gute Arbeit — Soziale Sicherheit“ wünsche er allen Arbeitnehmern, erklärt Kathstede.

Dafür heimst er im Gegenzug ein DGB-Lob für sein Engagement um den Erhalt des heutigen Helios-Klinikums ein.

Doch es gibt auch Kritik: Laut Köpke steht der positiven Wirtschaftsentwicklung eine Parallelgesellschaft gegenüber, der es schlecht gehe. So gebe es in Krefeld rund 30.000 Hartz-IV-Empfänger und 4500 Aufstocker, was allein vier Millionen Euro pro Jahr koste.

Fast ein Viertel der Kinder lebe von Sozialleistungen. Nicht besser seien die Zahlen bei den Leiharbeitern (3000) und Minijobbern (24.000). Die Folge seien Dumping-Löhne, von denen eine Familie nicht leben könne. Wenn jeder zehnte junge Arbeitnehmer von psychosomatischen Krankheiten betroffen sei, sei dies ein Alarmzeichen. Köpke verweist auf die hohe Krankenquote in der Stadtverwaltung.

In die gleiche Kerbe schlägt der Hauptredner der Maikundgebung, Norbert Müller. Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW prangert Kinderarmut und ein ungerechtes Bildungssystem an. „Es treibt mich um, dass unsere Gesellschaft einen großen Teil der jungen Generation ohne Perspektive ins Leben starten lässt.“

So habe die Politik die rückläufige Arbeitslosigkeit vor allem durch Niedriglöhne erkauft. Dagegen seien die Unternehmensgewinne binnen zehn Jahren um mehr als 30 Prozent gestiegen. Seine Forderung: Ein Mindestlohn von deutlich über 8,50 Euro.

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