Tattoo-Convention im Seidenweberhaus: Nadeln,Tinte und bunte Bilder

Im Seidenweberhaus fällt derjenige auf, der noch keinen Körperschmuck trägt. Die meisten haben mit kleinen Motiven angefangen und sich mit der Zeit gesteigert.

Krefeld. Ein Hund schaut unter dem Ärmel hervor, eine Spinne krabbelt das Bein herunter, hinter dem Ohr ist ein Stern versteckt. Auf der zweiten Krefelder Tattoo-Messe im Seidenweberhaus fällt auf, wer noch kein Tattoo unter der Haut trägt. „Conventions sind eben etwas für Leute, die Bescheid wissen“, sagt Organisator Thomas Kesemeyer. „Die meisten vereinbaren ihren Termin für ein Tattoo im Voraus.“

Brigitte Himmelmann ist also Exotin, denn sie spürt die Nadel zum ersten Mal. Die Namen ihrer Kinder will sie sich auf den Unterarm stechen lassen. Nervös wirkt sie, überlegt bis zuletzt mit ihrer Freundin, wie sie das Motiv drehen soll.

Trotzdem ist sie überzeugt, sich richtig entschieden zu haben: „Ich denke schon ewig lange darüber nach. Dann habe ich den Flyer der Messe gefunden — das war ein Zeichen.“ Auch die Stelle hat sie bewusst gewählt. „Da kann ich es immer sehen. Und ich mache es ja für mich“, erklärt sie.

Umut Zorba macht sich weniger Gedanken. Für ihn ist ein neues Tattoo schon fast Routine. Ganz entspannt sitzt er auf dem Stuhl des Tätowierers Big Jaz aus Brooklyn, New York. „Ich lasse mir einfach was zeichnen“, sagt er lässig.

Seine Schultern und auch sein Oberkörper sind großflächig von verschiedenen Motiven bedeckt. „Das macht schon süchtig“, gesteht er. Um die 8000 Euro habe er schon in die Bilder investiert. Dabei war das erste Tattoo noch recht klein: Ein Name auf dem Unterarm.

Auch Rolf Döring hat klein angefangen — nämlich mit drei Punkten. Schon mit zwölf Jahren hat er sich die stechen lassen. Auf der Messe kommt jetzt ein Totenkopf mit Krone zu seiner Sammlung von rund 20 Tattoos hinzu.

„Ich habe mich langsam gesteigert“, meint er, während Tätowierer Franco seine Nadel ansetzt. Das Summen der Nadel ertönt, aber Rolf Döring verzieht keine Miene. Er hat schließlich Erfahrung.

Auch Gitti Gomilsek lässt sich von den Geräuschen um sie herum nicht aus der Ruhe bringen. Schon seit zehn Jahren präsentiert sie Tattoo-Fachzeitschriften auf verschiedenen Messen. Sie weiß, was sich in dieser Zeit verändert hat: „Früher war die Hauptsache, dass das Motiv schön aussieht. Heute denken die Leute sehr viel über die Bedeutung nach.“

Nur ums Aussehen geht es dagegen bei Maja Otmani und Jasmin Kolb, den Krefelder Schnittschwestern. Sie kümmern sich um das Styling der Besucher, schminken, schneiden und stecken Haare hoch. „Das kommt gut an“, berichten sie. Und fehl am Platz fühlen sie sich nicht, schließlich tragen beide unzählige Tattoos unter der Haut.

Die Styling-Wünsche sind dabei so unterschiedlich wie die Tattoos — gemäß dem Motto: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

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