Tierquäler schlägt wieder zu: Pony Amy überlebt Angriff

Am helllichten Tag dringt der Täter in einen Stall an der Stadtgrenze ein und fügt einem Tier tiefe Wunden zu.

Krefeld. Am Tag danach steht Amy auf der Wiese, als wäre nichts geschehen. Neugierig blickt sie die Besucher an, nähert sich, lässt sich streicheln. Sie frisst sogar die Möhren und Äpfel, die Besitzer Bernd Hinkelmanns ihr hinwirft. Auf Amys Weide an der Stadtgrenze Krefeld/Moers wirkt alles wie immer — wäre da nicht das Blut auf ihrem Hals und ihren Vorderbeinen, gäbe es nicht die sechs tiefen Wunden, die der Tierarzt genäht hat.

Der Serientäter, der sich selbst „Tierquäler“ nennt, hat wieder zugeschlagen, am Donnerstag gegen 18 Uhr, am helllichten Tag also. Der Tatort liegt knapp hinter der Krefelder Stadtgrenze auf Moerser Gebiet, an einer viel befahrenen Straße, kaum 100 Meter von der Autobahn entfernt.

Amy, das weiße Pony, wurde im Stall angegriffen, vermutlich mit einem Messer, mit dem der Täter wild auf ihren Hals einstach. Warum er sein Werk diesmal nicht vollendete, kann die Polizei nur vermuten: Vielleicht ist er gestört worden, vielleicht hat Amy sich erfolgreich gewehrt.

Bernd Hinkelmanns, der auf der Weide auch Schweine, Ziegen, Gänse und Hühner hält, vermutet, dass der Täter von hinten auf das Gelände kam. Dort befindet sich der Schacht 3 der ehemaligen Zeche Niederberg, ein unübersichtliches Areal, ideal, um sich zu verstecken, lange zu beobachten und dann zuzuschlagen. Von der Straße aus ist der Stall kaum einsehbar.

Hinkelmanns, gelernter Fliesenleger und Hobby-Tierhalter, kam erst, als alles vorbei war. Er war auf einer Geburtstagsfeier gewesen und fuhr auf dem Rückweg an seiner Weide vorbei, obwohl es ein Umweg war. Warum, weiß er selbst nicht genau.

Als er die Polizeiwagen sah, wusste er Bescheid. Er hatte ja vom Tierquäler gelesen, mit den Nachbarn über ihn gesprochen. Sie hatten sich, wie alle in der Gegend, vorgenommen, noch besser auf ihre Tiere aufzupassen.

Bürger aus dem benachbarten Wohngebiet waren es, die das verletzte Pony gegen 20 Uhr entdeckten. „Eine Nachbarin arbeitet beim Tierarzt, die hat ihren Chef angerufen“, sagt Hinkelmanns. „Zum Glück ist er sofort gekommen, sonst wäre Amy wohl verblutet.“

Schon während das Pony versorgt wurde, nahm die Krefelder Ermittlungskommission Weide ihre Arbeit auf, suchte nach Fußspuren und Fingerabdrücken. „Die Jungs sahen aus, als ob sie was reißen“, findet Hinkelmanns. „Sie waren bis halb zwei Uhr nachts hier.“ Er selbst blieb bis halb drei. „Die Tiere waren ziemlich durch den Wind.“ Vielen Menschen in der Gegend geht das ähnlich.

Mit entsprechendem „Hochdruck“ arbeitet die Polizei, versichert Sprecher Wolfgang Weidner: „Wir nehmen die Beunruhigung der Bevölkerung sehr ernst.“ Weit mehr als 50 Hinweise auf den Täter sind schon eingegangen.

Weitere Hinweise: Telefon 63 40

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