Tischlerazubis: In vier Tagen zum Designerstück

31 Auszubildende hatten nur wenig Zeit, ihre Ideen in einem Wettbewerb des Berufskollegs Glockenspitz und der Innung umzusetzen.

Krefeld. Wie Kunstwerke sehen sie aus, das Vogelhaus, die Eishockeyschläger, der Schuhschrank oder der Bilderrahmen. Dabei hatten ihre Macher, die 31 Tischlerazubis vom Berufskolleg Glockenspitz, nur vier Tage Zeit, ihre Ideen zum Thema „Für mein Liebstes“ umzusetzen. Zwei Tage für die Planung, zwei Tage für das Bauen. „Da muss man erst einmal was finden — und dann in der kurzen Zeit fertig werden“, sagt Manuel Simmes, Azubi des Unternehmens Holzformart, der einen Schuhschrank gebaut hat.

Mit ihren Arbeiten aus Holz und Holzwerkstoffen nehmen die Azubis an einem Wettbewerb teil, den die Tischler-Innung Krefeld und das Berufskolleg Glockenspitz gemeinsam veranstalten. Eine dreiköpfige Jury prämiert die Formen, die Schüler bewerten gegenseitig, wie gut ihre Objekte gefertigt sind.

„Dieses Jahr haben wir sehr viel diskutiert“, sagt Gestalterin und Jurymitglied Marayle Küpper. „Die Qualität ist sehr gut. Man sieht, dass die Azubis sich richtig reingehängt haben, sie hatten viele tolle Ideen.“ Gemeinsam mit Michael Dammer vom Berufskolleg und dem stellvertretenden Obermeister Guido Bönniger hat sie die Preisträger für die Form ausgewählt. Küpper erklärt die Kriterien: „Die Form muss ausgewogen sein, das Objekt gestalterischen Kriterien entsprechen und den heutigen Geschmack treffen. Wichtig ist auch, ob es sich verkaufen lassen würde.“

Einer hat sowohl Jury als auch Mitschüler überzeugt: Milan Till Müller von der Tischlerei Legno hat mit seinem Bilderrahmen in den Wettbewerbskategorien Form und Fertigungsqualität gewonnen. Auch das Bild im Rahmen stammt vom 26-Jährigen. „Ich habe mal zwei Semester Architektur studiert, da ist das Bild entstanden“, erläutert er. „Ich habe es gewählt, weil es nicht vom Rahmen ablenkt.“ Das Studium war ihm zu theoretisch, deswegen hat er sich für die Schreinerlehre entschieden. „Ich wollte lieber was mit den Händen machen.“

Das ging Simone Schleupen von Holztec ähnlich. Sie hat mit ihrem „Taschenleerer“, einer kleinen, frei hängenden Kommode, den zweiten Platz in der Kategorie Form belegt. Die 19-Jährige ist die einzige Frau unter den Preisträgern, auch in den beiden Schulklassen sind kaum Frauen. „Da muss man sich am Anfang erstmal richtig durchkämpfen“, sagt sie und vermutet: „Vielleicht habe ich es trotzdem ein bisschen einfacher, weil ich im Betrieb meiner Eltern arbeite.“

Eineinhalb der drei Jahre Ausbildungszeit haben Simone Schleupen und ihre Mitschüler schon hinter sich. „Sie sollen mit ihren Ergebnissen auch im Betrieb zeigen: Ich kann das“, sagt Guido Bönninger. Und das haben die Auszubildenden Jury und Mitschülern bewiesen — egal ob mit Vogelhaus, Schuhschrank oder Bilderrahmen.

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