Uerdinger Säulen tauchen in der Eifel auf

Verschollenes Denkmal ist jetzt im Freilichtmuseum. Ein Teil kehrt nach Uerdingen zurück.

Krefeld. Dass ein Denkmal einiges erlebt, während es die Epochen überdauert, gehört ja quasi zur Definition. Doch für die Säulen der früheren Uerdinger Bahnsteigüberdachung fing die aufregende Zeit erst nach dem Abriss an: Sie verschwanden spurlos, tauchten wieder auf, sorgten für viel Wirbel und finden jetzt doch noch eine neue Verwendung — oder besser gesagt: zwei.

Wie die WZ aus dem Rathaus erfuhr, hat sich die Deutsche Bahn bereiterklärt, eine der Säulen in einer Schlosserei aufarbeiten zu lassen und am Bahnhof wieder aufzustellen. Wann und wo dies geschieht, wird derzeit geklärt. Es handelt sich offenbar um eine Säule, die Uerdinger Bürger seinerzeit vor der Verschrottung gerettet haben. Sie lagerte danach über Jahre auf dem Betriebshof am Bruchfeld.

Zehn weitere Säulen aus Uerdingen sind im Freilichtmuseum Kommern gelandet. „Die sind bei uns sicher eingelagert“, bestätigt dessen stellvertretender Leiter Michael H. Faber auf Anfrage. Das Museum habe sie von einem Antiquitätenhändler gekauft: „Sie stammen aus einer seriösen Quelle. Das ist keine Hehlerware“, sagt Faber. Um dies abzusichern, habe es von Anfang an Kontakt zum Krefelder Denkmalamt gegeben.

Wann und in welchem Kontext die Säulen in die Ausstellung eingebaut werden, ist noch nicht klar. Denkbar ist, dass sie Teil der neuen Baugruppe „Marktplatz Rheinland“ werden, wenn es gelingen sollte, dort einen rheinischen Bahnhof nachzubauen. „Die Säulen sind typisch für Gründerzeit-Bahnhöfe“, sagt Faber. „Es sind zwar keine einmaligen Schätze, aber dennoch schöne Stücke.“ Wie der Antiquitätenhändler zuvor an die Säulen gelangt ist, kann Faber nicht sagen.

Laut Stadt Krefeld sind die Bestandteile des Denkmals bereits Ende 2011 im Internet angeboten worden. Als dies im Juli 2012 auffiel und die Stadt nachhakte, waren zehn Säulen bereits nach Kommern verkauft. Zwei weitere befanden sich zur Aufarbeitung in einer Schlosserei. Als diese insolvent ging, waren die Stücke nicht mehr auffindbar, heißt es.

Unklar bleibt auch, ob es sich bei den nach Kommern verkauften Säulen um die gleichen handelt, die im November 2011 von der WZ auf einem Hinterhof in Moers entdeckt worden waren. Der Sammler, der sie damals hortete, hatte zu Protokoll gegeben, dass die Abrissfirma die Säulen „abgebaut und zum Teil kaputtgehauen“ habe: „Sie sollten auf den Schrott.“ Gegen „ein paar Euro in die Kaffeekasse“ nahm er sie mit.

Sowohl für die Baufirmen als auch für die Deutsche Bahn blieb die Zerstörung des Denkmals folgenlos. Das Verfahren wurde eingestellt. Dennoch regte sich wohl Schuldbewusstsein — und die Bahn erklärte sich nun zur symbolischen Rettung einer einzelnen Säule bereit.

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