Umrisse im Pflaster: Alte Synagoge hinterlässt Spuren

Rote Steine zeigen den Fußgängern, wo das Gotteshaus früher stand. Doch einige fehlen noch.

Krefeld. Nach den Pflasterarbeiten an der Marktstraße zwischen Ostwall und Petersstraße haben viele Krefelder die roten Steine vermisst, die den Grundriss der alten Synagoge an der Petersstraße markierten. Diese wurde in der Pogrom-Nacht vor 70 Jahren zerstört. Inzwischen sind die Steine wieder eingesetzt worden. Ein direkter Einbau sei aus technischen Gründen nicht machbar gewesen, betont das Tiefbauamt.

Allerdings ist der Grundriss nicht komplett, da einige Steine bei der Demontage des Pflasters zerstört wurden. Nach Angaben von Hartmut Könner, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau, werden neue Steine mit einer Spezial-Rezeptur hergestellt und im Frühjahr eingebaut.

Der rot hervorgehobene Grundriss lässt erkennen, wie groß die 1853 mitten in der Stadt gebaute Synagoge war. Sie ragte ein gutes Stück in die heutige Marktstraße hinein, die in der Mitte des 19. Jahrhundert noch recht eng war.

Die Synagoge war bereits die zweite in der Altstadt: Die erste wurde um 1764 in der heutigen Mennoniten-Kirch-Straße errichtet. Deshalb führte ein Teil der Straße früher den Namen Juden-Kirch-Straße.

Ab 1846 wurde der Neubau geplant. Die bestehende Synagoge konnte die wachsende Zahl der in Krefeld wohnenden Juden nicht mehr fassen. Der Entwurf stammte von Heinrich-Johann Freyse. Er war im Rheinland einer der bedeutendsten Architekten und Schüler von Carl-Friedrich Schinkel, dem führenden Architekten in Berlin.

Die Synagoge wurde im klassizistischen Stil als Backsteinbau errichtet. Die fast 40 Meter hohe Mittelkuppel, machte sie zu einer der aufwändigsten Bauten in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland . Durch die hohe Kuppel ragte die Synagoge in der Stadtansicht neben den Türmen der evangelischen und der katholischen Kirche gleichrangig hervor.

Fünfzig Jahre später und in den Jahren 1927/1928 wurde die Synagoge umgebaut. Dabei entstanden auch drei farbige Fenster des niederländischen Glasmalers Johan Thorn Prikker. Er war mit Krefeld durch seine Zeit als Lehrer an der Kunstgewerbeschule von 1904 bis 1910 verbunden. Die auch als Kartons bezeichneten Entwürfe der Fenster befinden sich im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum.

So war es möglich, die Fenster wieder herzustellen und sie über dem Haupteingang des neuen jüdischen Gemeindezentrums an der Wiedstraße einzubauen.

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