Urnen-Herstellung: Letzte Ruhe in Nachtblau

Die Designerinnen Maika Korfmacher und Heide Jansen fertigen aufwendige Gefäße aus Esche für Erdbestattungen.

Krefeld. Der Körper ist für Gläubige eine schützende Hülle für die Seele auf Erden. Während sie sich nach dem Tode aufschwingt und den Körper verlässt, wünschen sich viele Menschen für die eigenen sterblichen Überreste oder die ihrer Angehörigen ein gebührendes Gefäß. Einem Wunsch, dem sich die beiden Designerinnen Maika Korfmacher und Heide Jansen zunächst zögerlich, inzwischen jedoch immer freudiger, widmen. Sie fertigen kunstvolle, individuelle Bestattungsurnen.

„Die Idee lag schon lange in der Luft“, sagt Heide Jansen. Die 53-Jährige ist seit mehr als 32 Jahren mit Maika Korfmacher befreundet. Die beiden gelernten Keramikerinnen wollten ihre unterschiedlich verlaufenen beruflichen Wege endlich miteinander verbinden.

Für ein großes Deckelgefäß mit überdurchschnittlich dicker Wandung, einer rauen Oberfläche und einem dünnen Blattgoldüberzug des Innenraumes, erhielt Maika Korfmacher 1989 den nordrhein-westfälischen Staatspreis für das Kunsthandwerk im Bereich Keramik.

Die 60-jährige Künstlerin entwickelt ihre Formen stetig weiter, setzt ihren teils archaisch anmutenden Gefäßen Deckel auf. „Das wären schöne Bestattungsurnen“, entfährt es Heide Jansen spontan beim ersten Anblick. „Dafür war die Zeit aber noch nicht reif“, erzählt Maika Korfmacher. Der Tod war ein Thema, das sie in ihrem Schaffen nicht so nah an sich heran lassen wollte.

Der Tod von Freunden und Angehörigen in den folgenden Jahren verändert ihre Sichtweise. Der Abschied gewinnt eine neue Bedeutung. 2006 starten die beiden Designerinnen mit ihrem gemeinsamen Projekt und rufen das Atelier Urna ins Leben. „Zunächst wollten wir zweigleisig fahren“, erzählt Maika Korfmacher. Nach ihren Vorstellungen fertigen sie selber die ersten Modelle aus Keramik und geben den Prototyp aus Holz bei einem Drechsler in Auftrag.

„Wir sind letztendlich bei Holz geblieben, weil es ein wärmeres Material als Ton ist und bei Bestattungsunternehmen und Kunden gefragter ist.“ Inzwischen werden alle fünf Modelle der Kollektion in der Holzmanufaktur Hermschulte in Herne von Hand gefertigt.

Die Aschegefäße des Ateliers Urna sind höher als herkömmliche. „Wir möchten, dass sie präsenter sind durch ihre Größe, der Persönlichkeit des Verstorbenen angemessen.“ Alle Modelle sind 32 Zentimeter hoch und haben einen Durchmesser von 25 Zentimetern. Gefertigt werden sie aus dem heimischen Holz der Esche. Heide Jansen: „Die Maserung ist sehr lebendig, lässt sich gut einfärben.“

Viele Arbeitsschritte sind notwendig, bis die Modelle Sonnenrot, Taubenblau, Erdenrot, Lichtblau oder Nachtblau fertig sind. Bernhard Hermschulte drechselt die einzelnen Formen. „Dann kommen wir, schleifen und ölen die Gefäße in mehreren Schritten und Schichten“, beschreibt Heide Jansen den Fertigungsprozess. Die Farben haben die beiden Designerinnen selbst entwickelt, die dazu benötigten Naturöle mit Pigmenten versetzt. Zum Schluss wird jede Urne mit weißem Duchesse ausgekleidet.

Gute aufwändige Handarbeit hat ihren Preis. Eine genaue Summe nennen die beiden nicht. Nur so viel, der liege im dreistelligen höheren Bereich. Da sie an Bestattungsunternehmen ebenso verkaufen wie an Privatpersonen variiere der Preis. 50 bis 60 Exemplare haben sie in den vergangenen drei Jahren verkauft.

Die anfänglichen Bedenken zum Thema Tod haben sich bei beiden verflüchtigt. „Wir kriegen schöne Rückmeldungen von den Hinterbliebenen, die sich über diese Ausgestaltung der Beerdigung freuen.“ Jeder Abschied hat seinen letzten Blick — und der fällt bei unseren Kunden auf eine würdevolle, hochwertige und einzigartige Urne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort