Vergabe: Tierfreunde warten auf Gespräch

Ausschreibung der Fundtierverwaltung ist aufgehoben worden. Es gab nur einen Bewerber.

Krefeld. Die Stadtverwaltung Krefeld bleibt bei ihrer Haltung: Im laufenden Vergabeverfahren „Fundtiere“ gab es auch am Donnerstag keine Stellungnahme. Die WZ hatte berichtet, dass sich bis zum Fristende am 8. Oktober nur ein Interessent für die Aufnahme, Versorgung und Vermittlung der Tiere gemeldet hat: der Krefelder Tierschutzverein, der das Tierheim am Flünnertzdyk betreibt und dessen Vertrag am 31. Dezember ausläuft. In nichtöffentlicher Sitzung hatte dessen Angebot, wenngleich alternativlos, am Mittwoch keinen Zuschlag erhalten.

Das liegt vor allem daran, dass der geforderte Betrag deutlich über dem erwarteten liegt. Im Verwaltungsausschuss wurde in nichtöffentlicher Sitzung das Achtfache von dem genannt, was sich die Stadt vorstellt. Die hatte den jährlichen Betrag aufgrund des Nothaushalts zuletzt von 115 000 auf 100 000 Euro gekürzt. Im Angebot genannt hatte der Tierschutzverein einen Aufwand von 504 600 Euro für 600 Fundtiere. Schon aus formalen Gründen sah die Stadtverwaltung ein nicht akzeptables Angebot, da eine Kalkulation für 900 Tiere gefordert war. Umgerechnet auf diese Zahl würde der Aufwand 756 900 Euro jährlich betragen.

Thomas Sprünker, Vorstand des Tierschutzvereins, reagierte am Donnerstag zurückhaltend. „Ich kann die Zahlen nicht bestätigen.“ Der Verein habe noch keine offizielle Antwort. „Wir haben keine Informationen über das weitere Verfahren.“ Er warte seit drei Jahren auf einen Gesprächstermin über die Fundtierverwaltung.

Die sei eine kommunale Pflichtaufgabe, die immer gerne den Tierschutzvereinen übertragen wurde, sagt die Vorsitzende des Münsteraner Vereins, Doris Hoffe. Dessen Bewerbung für die Fundtierbetreuung in Münster kamen in Krefeld indirekt als Maßstab ins Spiel: 1200 Fundtiere, 300 000 Euro — dieses Angebot habe die Politik in Münster als zu teuer abgelehnt.

Der Blick nach Westfalen lohnt. Auch dort wurde dem Tierschutzverein gekündigt, auch dort war er bei der anschließenden EU-weiten Ausschreibung wohl der einzige Bewerber. Zu teuer? Der Verein habe seine Kosten betrachtet und festgestellt, dass der Betrieb 2011 bei einem städtischen Zuschuss von 123 000 Euro eine Unterdeckung von 145 000 Euro habe, sagt Hoffe. „Wir wollen wirtschaftlich arbeiten, kein Geld damit verdienen.“

Eine Beurteilung des Durchschnittswerts pro Tier mache keinen Sinn: „Katzen sind empfindlich und teuer, Hunde bei guter Haltung unkomplizierter.“ Gelände- und Gebäudepflege, Personalkosten, Steuern: „Warum sollen die Tierschützer die Kosten für de Stadt tragen?“

Wie die Krefelder warten jetzt auch die Münsteraner Tierfreunde auf ein Gespräch mit der Stadt. Das Wohl der Tiere stünde natürlich im Vordergrund und man sei verhandlungsbereit, sagt Hoff, „aber nicht zu den alten Konditionen“.

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