Verkauf: Bunker sucht Besitzer

Mehrere Kaufinteressenten besichtigten den Schutzraum an der Freiligrathstraße.

Krefeld. Ein Gefühl der Beklommenheit entsteht, wenn man den Bunker an der Freiligrathstraße betritt. 1000 bis 2000 Krefelder suchten hier während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht vor den Bombenteppichen der Alliierten, quetschten sich eng aneinander und harrten stundenlang der Dinge. Nur wenig erinnert in dem Bunker heute noch an die Not der Schutzsuchenden jener Tage. Zwei der sieben Etagen sind vermietet und stehen Bands zum Proben zur Verfügung. Der Rest liegt brach.

Nun soll der Bau verkauft werden. Rund 15 Interessenten sind am Montagmorgen zur Besichtigung erschienen. Der derzeitige Mieter führt im Auftrag der Bundesimmobilienanstalt (Bima) durch die 937 Quadratmeter des Betonklotzes. Ihn scheint die ungeklärte Situation um den Verkauf des Bunkers mitzunehmen. „Ständig will hier wer etwas wissen“, sagt er sichtlich ungehalten. „Über 20 Jahre bin ich hier Mieter und habe die Band- und Proberäume aufgebaut. Hier geht es um mein Lebenswerk.“

Langsam schlängelt sich die Gruppe durch das Gewölbe. Die Lichtkegel der Taschenlampen tasten sich über Böden, Wände und Decken. Sie zeigen, was über Jahrzehnte im Verborgenen blieb: Verrostete Heizungsrohre, gesprungene Keramik zerstörter Sanitäranlagen, Trümmer eingerissener Wände und Lüftungsschächte. Überall sind Hinterlassenschaften zu finden: Decken, Polster und Bücher eines Sozialverbandes, der die Räume in den siebziger Jahren nutzte. Aber auch der Unrat Unbefugter stapelt sich in den Ecken.

Wilfried Otten von der Otten-Immobilen-Verwaltungs-GmbH schüttelt den Kopf. „Die 85 000 Euro, die als Kaufpreis veranschlagt sind, kann man allerhöchstens als Anfang verstehen. Will man das hier wirklich umbauen, muss man sicherlich noch einige Millionen investieren.“ Auch Grünen-Ratsfrau Heidi Matthias sieht ihre Pläne, den Bunker als Kunstdepot für Exponate des Kaiser-Wilhelm-Museums zu nutzen, während der Besichtigung in weite Ferne rücken: „Wir sind daran interessiert, eine Krefelder Liegenschaft als Lagerraum zu finden, hier scheinen die Kosten allerdings zu groß zu werden. Wir bräuchten einen Fahrstuhl. Außerdem müsste das Gebäude auf jeden Fall trocken sein.“ Doch gerade im Obergeschoss wird deutlich, wie viel Wasser mit den Jahren in das 1,60 Meter dicke Stahlbeton-Gemäuer eingedrungen ist. So haben sich bereits Stalaktiten gebildet, die den Kalk aus dem Beton treiben und unter der Decke zusammenlaufen. Und der Kellerbereich stehe etwa zweimal jährlich unter Wasser, berichtet der derzeitige Mieter.

Weitere Bilder im Internet

www.wz-krefeld.de

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