Verkehrsbilanz: Polizei nimmt die Radfahrer ins Visier

Die Zahl der Unfälle, der Verletzten und der Verkehrstoten ist im vergangenen Jahr gestiegen. Fußgänger und Radler verunglückten besonders häufig.

Krefeld. Wie gefährlich es für Radfahrer auf Krefelds Straßen ist, haben zwei schlimme Unfälle der vergangenen Tage auf traurige Weise belegt: Eine Schülerin (10) und eine Seniorin (75) sind bei Zusammenstößen mit Lastwagen lebensgefährlich verletzt worden — sie waren im sogenannten Toten Winkel und für den Lkw-Fahrer in den Außenspiegeln nicht zu erkennen. Beide schweben in Lebensgefahr.

„Den Fahrern kann oft kein Vorwurf gemacht werden“, sagte Polizeidirektor Karl-Josef Klauer gestern bei der Vorstellung der Unfallzahlen 2011. Man könne jeden Radfahrer nur dringend warnen, Abstand von den schweren Fahrzeugen zu halten: „Bloß weg vom Lkw!“, so der Leiter der Direktion Verkehr. Mit Blick aufs Lkw-Routenkonzept meint er, dass jeder Rechtsabbiegevorgang eines Lastwagens eine zusätzliche Gefahr darstelle.

Im vergangenen Jahr verlief an der Einmündung Viersener/Tannenstraße ein solcher Unfall im Toten Winkel tödlich, im November ist eine Seniorin an der Kreuzung Blumentalstraße/Nassauerring lebensgefährlich verletzt worden. Sie reihen sich ein in eine Statistik, die der Krefelder Polizei Sorge bereitet: „Die Zahl der Radfahrer, die bei Unfällen verletzt wurde, überstieg 2011 erstmals die der verletzten Pkw-Fahrer“, so Klauer. „Darauf muss die Polizei reagieren.“ Er kündigte gezielte Aktionen an, um insbesondere „Geisterfahrer“ — das Benutzen des Radwegs in der falschen Richtung ist eine Hauptunfallursache — zu erwischen. „Es wird aber auch kein Streifenwagen an einem Radfahrer vorbeifahren, der sich falsch verhält“, unterstreicht Klauer, der „null Toleranz“ vorgibt.

Ähnliches gilt bei Fußgängern, die ebenfalls einen starken Anteil unter den Verletzten haben. „Alle Verkehrsteilnehmer, die kein schützendes Blechkleid um sich haben“, will Klauer dieses Jahr besonders stark ins Visier nehmen. Keine Ausreißer hingegen gab es im vergangenen Jahr bei den verunglückten Kindern und Senioren.

Bis Ende September war die Polizei noch sicher, das bislang beste Ergebnis Krefelds aus dem Vorjahr mit noch niedrigeren Unfallzahlen für 2011 überbieten zu können. Das gute Wetter habe da aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, sagt Klauer: Viel mehr Menschen waren als Radfahrer und zu Fuß unterwegs, und deshalb schnellten die Zahlen noch einmal hoch. Es ist aber das zweitbeste Jahr seit Aufnahme der Statistik, sagt Polizeipräsident Rainer Furth. Vier Verkehrstote (2010: einer) seien schlimm, in den 70er Jahren habe man aber noch rund 35 im Jahr beklagen müssen.

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