Vor 50 Jahren: Neuer Standort für das Seyffardt-Denkmal

1962 erfolgte die Umsetzung vom Ostwall an die Leyentalstraße.

Krefeld. Das Denkmal für Ludwig Friedrich Seyffardt (1827-1901), einen Wohltäter der Stadt Krefeld, steht heute etwas versteckt gegenüber dem Kaiser-Friedrich-Hain an der Leyentalstraße. Es wurde vor 50 Jahren vom nördlichen Ostwall dorthin umgesetzt.

Der alte Standort vor dem heutigen Polizeipräsidium wurde während des großen Bombenangriffs 1943 großflächig zerstört. Nur noch Vorkriegsaufnahmen erinnern an die einstige Herrlichkeit dieses Abschnittes. Den Krefelder Zeitungen war die Zerlegung des gut sieben Tonnen schweren Denkmals in drei Teile vor 50 Jahren eine ausführliche Berichterstattung wert. Dies und mehr ist in einer neuen Fotogalerie „Krefeld vor 50 Jahren“ zu sehen. Die Aufnahmen stammen aus dem Bestand von Axel Gayk, WZ-Fotograf im Ruhestand. Den Bestand hat das Stadtarchiv 2011 erworben und wird nun erfasst und dokumentiert.

Als junger Mann kam der gebürtige Aachener Seyffardt nach Krefeld, um eine Lehrzeit als Kaufmann zu absolvieren. Beeinflusst von der Idee des wirtschaftlichen Liberalismus schloss sich Seyffardt 1859 zunächst dem Deutschen Nationalverein an und wurde zu einem führenden Politiker der später gegründeten Nationalliberalen Partei. Als Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und zeitweilig auch als Abgeordneter des Norddeutschen Reichstages widmete er sich unter anderem der öffentlichen Armenpflege und setzte sich für die konfessionell nicht gebundene Simultanschule ein.

Am Kulturkampf und den Auseinandersetzungen um die Schulpolitik nahm er auch als Schriftsteller vielfältigen Anteil. Darüber hinaus trat er für verbesserte Bildungsmöglichkeiten von Frauen ein. Auf kommunaler Ebene war er Vorsitzender der Armenverwaltung und Krefelder Beigeordneter. Außerdem war er Mitglied und Förderer einer Vielzahl von Vereinen, die sich insbesondere für Bildungszwecke oder die Wohltätigkeit einsetzten. Der Unternehmer war seit 1857 Teilhaber der Samtfabrik der Familie vom Bruck, mit der er verschwägert war. Seyffardt hatte sechs Kinder.

Im Jahr 1900 veröffentlichte er sein Tagesbuch, dessen Aufzeichnungen 1841 einsetzen. Darin heißt es unter anderem über Krefeld im Jahr 1884: „Wie im vorigen Jahrzehnt der Stadt Crefeld eine Stadthalle nur dadurch verschafft werden konnte, dass Jentges, Heimendahl und ich mit je 10 000 Mark an der Spitze der Unterzeichner traten, so musste ich in diesem Jahr wieder mit 10 000 Mark eine Liste eröffnen, um die Restaurierung des Stadttheaters zu ermöglichen.“

In seinem Testament vermachte Ludwig Friedrich Seyffardt der Stadt Krefeld 150 000 Mark für Volksschul- und Fortbildungszwecke und 15 000 Mark für die Armenverwaltung. Darüber hinaus wurden die Stadtbibliothek, das Kaiser-Wilhelm-Museum sowie mehrere wohltätige und gemeinnützige Vereine mit kleineren Vermächtnissen bedacht.

Fast 57 Jahre habe das Seyffardt-Denkmal von Gustav Rutz in Obeliskenform am Nordende des Ostwalls gestanden, berichtete eine Zeitung im Jahr 1962. „Nun wird das Denkmal gegenüber dem Philadelphiahaus seinen Ehrenplatz erhalten“, las man damals.

Das Konterfei des Politikers Seyffardt hatte den Zweiten Weltkrieg überstanden. Der Verbleib der dazugehörigen Figurengruppe ist unklar, wahrscheinlich wurde sie für militärische Zwecke eingeschmolzen. Der Schulknabe und das Waisenmädchen — wie auf Vorkriegsaufnahmen noch zu sehen — versinnbildlichten Seyffardts Verdienst um die Simultanschule und die Armenpflege. Das Denkmal wurde auf Initiative Krefelder Volksschullehrer errichtet. Die Fotos des Abtransports des Denkmals sowie weitere Aufnahmen aus dem Jahr 1962 können nun in der Fotogalerie „Krefeld vor 50 Jahren“ betrachtet werden.

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