Vorwürfe gegen Helios nach Tod eines Patienten

Todesfall Thomas Gosses wirft dem Klinikum mehrere Fehler bei der Behandlung seines Vaters Hans vor.

"Ich möchte nach Hause" steht handgeschrieben auf einem Zettel, den Thomas Gosses regelmäßig in die Hand nimmt. Ihm schießen Tränen in die Augen, als er das Schreiben wieder in den Fingern hält. Vor etwa zwei Monaten hat sein Vater Hans, im Helios-Klinikum liegend, den Satz auf den Zettel geschrieben. Wenige Stunden später war er tot. "Er könnte noch leben, wenn er im Klinikum besser behandelt worden wäre", glaubt der 39-Jährige, den viele Krefelder nur unter seinem Kurznamen Tom kennen.

Mit einer eher harmlosen Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Gallensteinen war Hans Gosses am 29. Februar zunächst ins St. Josefshospital eingeliefert worden. Durch eine chronische Lungenkrankheit trat dort allerdings eine Darmlähmung und später eine Lungenentzündung auf. Er musste künstlich beatmet werden. Am 1. April wurde der 75-Jährige ins Helios-Klinikum verlegt.

Den Pflegern und Ärzten der dortigen Intensivabteilung M7 wirft Thomas Gosses mangelnde Kommunikation untereinander, teilweise katastrophale hygienische Verhältnisse und zu wenig Fürsorge vor. Immer wieder bat Gosses die Pfleger und Ärzte, ihn oder seine Mutter anzurufen, wenn sich der Zustand des Vaters verschlechtert. "Er war spürbar besser drauf, wenn jemand Bekanntes da war", sagt der Gartenstädter. Bis auf einen Anruf des Klinikums etwa drei Stunden vor dem Tod seines Vaters habe es allerdings keine Telefonate gegeben, erklärt der 39-Jährige.

Höhepunkt der traurigen Vorkommnisse ist für ihn die Behauptung des Klinikums, man habe "nach ausgiebiger Kommunikation mit den Angehörigen vereinbart, keine weitere Intensivierung der Maßnahmen zu ergreifen". Das haben die Ärzte Manuel Streuter und Oliver Volk in einem Brief, der der WZ vorliegt, sogar schriftlich erklärt. Hans Gosses wurde, offenbar ohne die Angehörigen zu informieren, im Laufe des 7.Mai die Atemmaske abgenommen. Um 17.50 Uhr starb er.

"Die Behauptung, wir wären über diese ungeheuer wichtige Entscheidung informiert worden, ist ein Witz. Weder ich, noch meine Mutter Brigitta oder meine Schwester Petra haben zugestimmt, meinen Vater einfach sterben zu lassen", sagt Thomas Gosses.

Es ist nicht nur die mangelnde Kommunikation der Abteilung M7 mit den Angehörigen, die ihn in Rage bringt. Immer wieder wiesen er und seine Mutter in den fünf Wochen auf die mangelnde Hygiene hin. "Es standen Müllsäcke herum, es fehlte tagelang Seife in den Spendern der Waschbecken, Pfleger trugen keine Schutzkleidung", zählt Gosses auf. Für ihn ist dies der Grund, warum sein Vater sich kurz vor seinem Tod einen Norovirus einfing, der zu Erbrechen und Durchfall führt. "Ich weiß von zwei Pflegern, die wegen dieser Zustände in der Abteilung M7 gekündigt haben", sagt Gosses.

Das Helios-Klinikum weist die Vorwürfe zurück. "Der Behandlungsverlauf ist in enger Abstimmung mit den Angehörigen erfolgt. Zeit und Inhalt entsprechender Gespräche mit den Angehörigen wurden wie üblich vollständig dokumentiert", erklärt Marina Dorsch, Marketingreferentin im Klinikum Krefeld. Einzelheiten könne man wegen der ärztlichen Schweigepflicht allerdings nicht mitteilen.

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