Weißer Ring: „Die Opfer lässt man mit Problemen allein“

Ekkehard Bambeck ist stellvertretender Leiter der Krefelder Außenstelle.

Krefeld. „Sei stark. Hol dir Hilfe.“ Mit diesem Aufruf appelliert der „Weiße Ring“ an alle Opfer von Kriminalität und Gewalt. Am Donnerstag, 22. März, will der bundesweite Tag der Kriminalitätsopfer den Blick auf die spezielle Situation dieser jäh aus ihrer Lebensbahn gerissenen Menschen lenken.

„Alles dreht sich immer nur um die Täter. Die Opfer lässt man mit ihren Problemen alleine“, kritisiert Ekkehard Bambeck, stellvertretender Leiter der „Weißer Ring“-Außenstelle Krefeld. Der 67-Jährige war früher bei der Kriminalpolizei beschäftigt. Seit sieben Jahren ist er pensioniert, seit über 20 Jahren engagiert er sich als einer von acht ehrenamtlichen Mitarbeitern in Krefeld.

„Helfen, beraten, vorbeugen sind unsere Ziele“, zählt Bambeck auf. Opfer einer Straftat leiden unter körperlichen und seelischen Verletzungen. In dieser schwierigen Lebenssituation bietet der „Weiße Ring“ schnelle Hilfe auf vielfältige Weise an. Neben der persönlichen Betreuung vermittelt Bambeck dank eines dicht geknüpften Netzwerks den Kontakt zu anderen Institutionen, die Hilfe leisten (Traumaklinik, Krisenhilfe).

Er hilft bei Behördengängen, klärt über das Opferentschädigungsgesetz auf, kümmert sich um die Erstberatung bei einem Anwalt und begleitet die Betroffenen zu Terminen bei Polizei und Gericht. „Viele Menschen haben Angst, dem Täter wieder gegenüberzustehen“, sagt Bambeck. „Ich leiste dann moralische Unterstützung.“ Eingreifen darf er allerdings nicht. So wie er von sich aus auch nicht an die Opfer herantreten darf. „Die müssen den ersten Schritt machen und sich bei uns melden“. In durchschnittlich 150 Fällen pro Jahr wird der „Weiße Ring“ in Krefeld aktiv. Die Fälle decken das gesamte strafrechtliche Spektrum ab. Bambeck: „Vom Handtaschendiebstahl über Stalking, Einbruch und häusliche Gewalt bis hin zu Mord ist alles dabei.“

Pro Jahr erhalten die Opfer allein im Rheinland eine finanzielle Unterstützung in Höhe von über einer halben Million Euro (bundesweit rd. 4,6 Millionen Euro). Für Krefeld liegt keine Statistik vor. „Um eine tatbedingte finanzielle Notlage zu vermeiden, helfen wir im Einzelfall sofort mit bis zu 250 Euro“, sagt Ekkehard Bambeck.

„Bei erheblich größeren Schäden springt die Opferhilfe ein. Das muss aber erst die Bundesgeschäftsstelle genehmigen.“

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