„Wenn niemand da war, sind wir rein“

Ein Quintett muss sich wegen einer Einbruchserie vor dem Landgericht verantworten.

Niederrhein. So richtig hätten sie ja nie vorgehabt in Wohnungen einzubrechen, eigentlich hätten sie sich ja im Oktober 2011 in Neersen nur mit dem Auto verirrt. „Wir waren auf dem Rückweg von einer Spielothek in Mönchengladbach. Dort hatten wir unser ganzes Geld verzockt und waren sehr frustriert. Und dann waren da halt die Häuser. Zuerst klingelten wir und wenn niemand da war, sind wir rein “, sagte der gebürtige Palästinenser Tarik A. (26) am Dienstag vor dem Krefelder Landgericht. Um Fingerabdrücke zu vermeiden, hätten sie sich ihre Socken über die Hände gezogen.

Nach monatelangen Ermittlungen der Viersener Kriminalpolizei war der Krefelder Tarik A. als mutmaßlicher Kopf der Bande zusammen mit den vier mitangeklagten Männern (23-27) aus Kempen, Kerken und St.Tönis aufgeflogen und festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen jetzt schweren Bandendiebstahl mit wechselnder Tatbeteiligung bei verschiedenen Wohnungseinbrüchen in Kempen und Willich, Kaarst sowie in Krefeld, Neuss und Elsdorf vor. Dabei sollen sie unter anderem Bargeld und Schmuck im Wert von rund 75 000 Euro erbeutet haben.

Bei der Festnahme von Tarik A. wurden 10 300 Euro beschlagnahmt. Er als mutmaßlicher Kopf des angeklagten Quintetts sitzt als einziger in Untersuchungshaft.

Alle teilweise einschlägig vorbestraften Männer waren sich einig, dass ihre schwierigen Kindheiten, Schulprobleme, Stress mit Eltern und Lehrern und auch Einschränkungen wie Rechtschreibschwächen zwangsläufig zu einem Dasein in ständiger Geldnot führen mussten. Da hätten ihnen auch verschiedene Einsätze bei Zeitarbeitsfirmen nicht weitergeholfen.

Auch der mitangeklagte Türke K. (25) gab an, dass er wegen eines Bandscheibenvorfalles wenig Glück als Aushilfe im Familienbetrieb gehabt hätte. Jedoch von vorsätzlich geplanten Taten oder gar organisierter Kriminalität wollten die überwiegend geständigen Angeklagten nichts wissen. Tarik A.: „Es hat immer nur plötzlich gefunkt und wir haben gesagt, lass uns mal einbrechen.“

In zwei Wochen wird der Prozess fortgesetzt, dann sollen auch Zeugen gehört werden.

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