Werner Vollmer: Ein Fachmann verlässt die Hauptschul-Bühne

34 Jahre Lehrer, 17 Jahre Schulleiter, sieben Jahren Sprecher der Hauptschulen: Werner Vollmer ist jetzt Ruheständler.

Krefeld. Er ist nicht nur der Sprecher der Krefelder Hauptschulen gewesen, er war und ist einer der stärksten befürworter dieser Schulform für Krefeld. Werner Vollmer, bislang Leiter der Hauptschule Danziger Platz, ist nun Ruheständler.

Frage: Herr Dr. Vollmer, Sie sind "sang- und klanglos" in den Ruhestand gegangen. Wann war das - und warum so leise?

Vollmer: Am 31. Juli war mein letzter Arbeitstag. Erfreulicherweise lag dieser Tag in den Sommerferien. Ganz "sang und klanglos" bin ich nicht verabschiedet worden. Es gab eine sehr schöne, fast kollegiumsinterne Feier in der Schule, zu der ich jeweils einen Vertreter der Schulaufsicht und des Schulträgers eingeladen hatte. Auf eine große, offizielle Verabschiedung habe ich verzichtet. Meine Nachfolgerin ist Astrid Schaefer, die ehemalige Konrektorin der Gartenstadtschule.

Sie waren auch langjähriger Sprecher der Krefelder Hauptschulen. Gibt’s einen Nachfolger?

Vollmer: Von 2001 an, also sieben Jahre lang, war ich Hauptschul-Sprecher. In diesem Amt ist Petra Klisch, Schulleiterin der Gartenstadtschule, meine Nachfolgerin.

Sie verlassen die Krefelder Schullandschaft zu einem Zeitpunkt, bei der die Hauptschule - auch wegen der jüngsten Anmeldezahlen - wieder in die Diskussion gekommen ist. Wie beurteilen Sie als ausgewiesener Mann der Praxis die Lage der Krefelder Hauptschulen?

Vollmer: Die Lage dieser Schulform ist äußerst angespannt. Zum viel benannten Elternwillen, der die Hauptschulen fast ganz ausklammert, kommt jetzt auch noch die ungünstige demographische Entwicklung hinzu. Sinkende Schülerzahlen lassen die Neuanmeldungen an den Hauptschulen noch weiter zurückgehen.

Hat die Hauptschule noch eine Chance? Wie kann die Zukunft aussehen? Schließung, Zusammenlegung, Verbund mit einer Realschule stehen im Raum.

Vollmer: Die Hauptschule hat aus meiner Sicht selbstverständlich eine Existenzberechtigung. Offener Unterricht mit realitätsbezogenen Inhalten und Lernzielen in kleinen Lerngruppen sind das Unterrichtsangebot, durch das Hauptschülerinnen und Hauptschüler optimal gefördert werden können. Sicher lassen sich Hauptschulen zusammenlegen. Doch das wäre nur eine kurzfristige Scheinlösung.

Sollten weitere Hauptschulen geschlossen werden, so ist die Standortfrage der verbleibenden Hauptschulen so zu wählen, dass die Hauptschülerinnen und Hauptschüler dennoch eine ortsnahe Beschulung erhalten. Hauptschulen und Realschulen als Verbundschulen einzurichten, wäre eine mögliche Lösung, die zumindest versucht werden sollte.

Sind aus Ihrer Sicht bei der Behandlung oder Unterstützung der Hauptschulen Fehler gemacht worden?

Vollmer: Fehler werden überall gemacht, so auch in der Bildungspolitik. Die Stadt Krefeld als Schultäger hat die Hauptschulen stets gefördert. Vernachlässigt wurde die Hauptschule aber leider jahrelang durch das Land Nordrhein-Westfalen.

Was wünschen Sie dieser Schulform?

Vollmer: Ich wünsche der Hauptschule weiterhin die Kraft, ihren Schülerinnen und Schülern einen guten Unterricht anbieten zu können, damit diese ausbildungsfähig werden und auf dem Ausbildungsstellenmarkt eine reelle Chance haben.

Was macht Werner Vollmer im Ruhestand?

Vollmer: Ich fahre leidenschaftlich gerne mit dem Fahrrad. Auch werde ich mich wieder ein wenig mehr dem Sport widmen. Habe ich doch über 30 Jahre intensiv Badminton gespielt, da wird es einen neuen Anfang geben. Sicherlich werde ich nun mehr reisen als vorher, die Zeit dazu ist ja da.

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