Abgebrannte Schreinerei: Wie Phoenix aus der Asche?

Dirk Goßens muss nach dem verheerenden Feuer vom 9. Juli noch einmal ganz von vorne anfangen.

Krefeld. Er wirkt müde, zermürbt. Aber unter seinem Lockenkopf blitzen seine blauen Augen auf. „Nächste Woche fahre ich mit meiner Frau ein paar Tage an die Nordsee. Ohne Handy. Abschalten.“ Dirk Goßens ist eines der Opfer des Großbrandes bei Holz-Roeren an der Mevissenstraße. In der Nacht vom 9. auf den 10. Juli griff das Feuer auf das benachbarte Gewerbegebiet „Englische Kaserne“ über. Dort hatte der 44-Jährige seine Werkstatt.

14 der 20 Betriebe in der Garagenzeile der Kaserne sind von den Brandfolgen unmittelbar betroffen. Auch Goßens’ rund 500 Quadratmeter große Schreinerwerkstatt „Multiplexx“ brannte vollständig aus. Er, seine Ehefrau Heike und die sechs Mitarbeiter standen vor dem Nichts. Drei Monate später besucht ihn die WZ in seinem „Exil“, einer Lagerhalle im Gewerbegebiet an der Hülser Straße.

„Es geht uns gut“, sagt er, „den Umständen entsprechend.“ Einiges von seinen Maschinen und Werkzeugen hat er retten können. Schritt für Schritt findet der Schreinermeister den Weg in die Normalität des Provisoriums. „Seelisch war es eine irre Belastung“, blickt Goßens zurück auf jenen 9. Juli. Andererseits aber sei er gewachsen durch die Solidarität, die er von vielen Seiten erfahren hat.

Mitarbeiter, Eltern, Verwandte, Nachbarn, Kunden, Vermieter van der Kooi, befreundete Betriebe und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) — der in Hüls aufgewachsene Handwerker zählt die auf, die in den Wochen danach an seiner Seite waren. Sie sind mit ihm wahrlich durchs Feuer gegangen. „Diese Hilfe hat mich mental aufrecht gehalten“, sagt er.

Die Aufarbeitung der Ereignisse im Sommer ist aber längst noch nicht zu Ende. Auch nicht die der materiellen Schäden. „Das ist noch ein langer Weg“, fürchtet Goßens. Auch mit der Versicherung sei noch einiges zu klären. „Optimal wäre es, wenn ich mit plusminus Null aus der Sache rauskäme“, rechnet er vor. Wobei niemand ihm die sechs Jahre Aufbauarbeit in der Kaserne bezahlen könne.

In der neuen Umgebung schmiedet Dirk Goßens schon wieder Pläne. Über eine Modernisierung der Strukturen für den künftigen Betrieb denkt er nach. Den sieht er unweigerlich in den alten Räumen der Kaserne. Mit der Volksbank und der Sparkasse stehe er in Verhandlungen über einen neuen Kredit. Viel Hilfestellung bei der Überwindung bürokratischer Hürden erhalte er vonseiten des Fachverbandes Holz und Kunststoff in Dortmund. Die WFG habe für ihn diesen Kontakt hergestellt.

„Wenn nichts dazwischenkommt, werden die zerstörten Garagen an der Mevissenstraße noch vor dem Winter wieder überdacht“, meint er optimistisch. Danach könne der Innenausbau beginnen. „Vielleicht im Frühjahr können wir wieder zurück“, hofft er und in seinen Augen blitzt es wieder.

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