Ein Leben für die Aidshilfe

Georg Stumpf ist einer von drei hauptamtlichen Mitarbeitern des Vereins. Seit 25 Jahren arbeitet er für HIV-Positive und Aidskranke.

Krefeld. Als Georg Stumpf am 9. November 1987 vom Arbeitsamt als ABM-Kraft zur Aidshilfe in Krefeld vermittelt wurde, gab es für den Kaufmann und arbeitslos gewordenen Krankenkassen-Mitarbeiter ein Problem: „Wie bringe ich es meinem erzkatholischen Onkel und meiner Tante bei?“

Nach kurzem Verschleiern war der neue Arbeitsplatz bald in der Familie bekannt. „Die Tante hat es mit viel Lob aufgenommen, ich war völlig überrascht.“ Damals, so Stumpf, seien HIV-Positive und Aidskranke noch „so behandelt worden, als ob sie die Pest hätten“.

Nach 25 Jahren ist Georg Stumpf (60) mit einigen Klienten des 40 Mitglieder zählenden Vereins „zusammen alt geworden“. 270 HIV-Positive und Aidskranke suchen derzeit regelmäßig oder gelegentlich den Kontakt zur Aidshilfe: 45 Prozent Schwule, gut 30 Prozent Frauen, der Rest Heterosexuelle, aber auch Drogenabhängige in der Substitution — mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Ganz hat Aids sein Stigma bis heute nicht verloren. „Manche Betroffene dürfen sich auf der Arbeit nicht outen. Sonst wären sie den Job los“.

Auf der Suche nach Büroräumen hat Stumpf selbst üble Erfahrungen gemacht: „Als Nachbarn erfuhren, dass wir uns für ein bestimmtes Objekt interessieren, haben sie dem Vermieter die Kündigung angedroht.“ Aber das sei Vergangenheit. Heute gebe es mit den Nachbarn keine Probleme.

Neben Georg Stumpf, der für Organisation, Buchhaltung und Geschäftsführung zuständig ist, aber auch Klienten berät, sind die Diplom-Sozialarbeiterin Beate Schanzenbach und die Diplom-Pägagogin Anja Wiese die hauptamtlichen Kräfte im 1986 gegründeten Verein.

Dank Landes- und Stadtmittel sind die Personalkosten gedeckt. Aber: „Wir sind nach wie vor auf Spenden angewiesen.“

Zumal die Einnahmen durch Bußgelder weniger geworden sind. Stumpf wünscht sich „für die fünf Jahre bis zur Rente mehr Mitglieder und mehr Büro-Paten“. Jeder kann für eine Spende von fünf Euro einen Quadratmeter Vereinsraum übernehmen. „Wir haben Paten, die gleich 20 Quadratmeter wollten.“

Dringend gesucht werden Praktikanten, vor allem Studenten aus dem Sozialwesen. Sie werden zur Unterstützung der drei vom Landschaftsverband finanzierten Teilzeitkräfte für das betreute Wohnen von Klienten benötigt, um sie vor der Isolation zu bewahren, ihnen Hilfe im Alltag zu geben. Stumpf: „Für viele HIV-Positive und Aidskranke sind wir die einzige Familie.“

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