Eine Medaille zum Trost

Uwe Ortmanns wollte beim New York City-Marathon an den Start gehen. Stattdessen sind er und sein Trainer zu Helfern in der Not nach Wirbelsturm Sandy geworden.

Krefeld. Die Reise nach New York war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Eigentlich sollte für den von Geburt an geistig und motorisch behinderten Uwe Ortmanns und Jochen Kamps ein langgehegter Traum in Erfüllung gehen: Die Teilnahme am New York City-Marathon.

Doch Hurrikan Sandy machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. „Erst hatten wir Glück im Unglück“, erzählt Jochen Kamps. „Unser Flug war der erste, der wieder planmäßig starten konnte.“

In Manhattan merkten die beiden Krefelder erst wenig von der Naturkatastrophe. Nur die U-Bahnen fuhren nicht, im Bankenviertel waren die Läden geschlossen und der Central Park war gesperrt.

Bei schönstem Wetter absolvierten die Marathonläufer ein ganz normales Touristenprogramm. Sie machten eine Stadt- und Hafenrundfahrt, besichtigten Ground Zero und besuchten das Empire State Building.

Am Freitag um 16 Uhr holten sie sich begeistert ihre Startunterlagen ab. Die kurzfristige Absage des größten Marathons der Welt kam für sie völlig überraschend. „Uwe war zutiefst enttäuscht. Ich musste ihn trösten und ihm alles immer wieder erklären“, erzählt der Sozialpädagoge Jochen Kamps.

Auf einer Krisensitzung mit dem Reiseunternehmer erfuhr er dann von dem vor Ort herrschenden Chaos. „Die Marathonstrecke führte quer durch Queens, einen Stadtteil, der ohne Strom, Wasser und Heizung auskommen musste. Das geht menschlich natürlich gar nicht“, sagt Kamps und schüttelt den Kopf.

Als die Reisegruppe hörte, dass von der Evakuierung betroffene Personen wegen ihnen das Hotel verlassen und in Notunterkünfte ziehen mussten, war das Entsetzen groß. „Wenn wir das gewusst hätten, wären wir nicht geflogen“, beteuert Jochen Kamps.

Die Läufer sammelten Geld und spendeten warme Anziehsachen für die Hurrikan-Opfer. Auch das Startgeld von 340 Euro pro Person ging an das Rote Kreuz.

Seit Mittwoch sind Uwe Ortmanns und Jochen Kamps zurück aus „Big Apple“. Eine Wiederholung der Reise wird es aus finanziellen Gründen nicht geben. „Uwe habe ich erst einmal zu seinen Eltern gebracht. Er ist ein Stück weit überfordert von all den Eindrücken und braucht jetzt noch etwas Unterstützung“, berichtet sein Betreuer.

Sicher hilft ihm der Anblick seiner Medaille, schnell wieder auf die Beine zu kommen. „Unser Reiseleiter wusste, wie wichtig für Uwe die Medaille ist und konnte beim Veranstalter für ihn eine loseisen“, freut sich Kamps. Nur die Gravur fehlt natürlich.

Aber die beiden Läufer sind gut im Training. Nächstes Jahr nehmen sie an einem deutschen Marathon teil. „Die Laufzeit kommt dann auf die Medaille.“

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