Kult um den Heiligen Nikolaus

Am Niederrhein bitten Kinder den Nikolaus um fruchtige Mitbringsel. Ein Blick in die Krefelder Stadtgeschichte.

Krefeld. Der Heilige Nikolaus hat sogar Eingang in den fünften Band der Krefelder Stadtgeschichte gefunden. Unter dem Kapitel „Fest, Brauch und Event: Krefelder Streiflichter“ von Alois Döring schildert der Autor, dass sich der Kult um Nikolaus im zehnten und elften Jahrhundert in Westeuropa ausbreitete und wohl in Zusammenhang mit der Heirat der byzantinischen Prinzessin Theophanu mit Kaiser Otto II. stand. Am 14. April 972 vollzog Papst Johannes XIII. die Trauung in der Peterskirche zu Rom.

Auch heutzutage dienen die Tage um den 6. Dezember vorwiegend zu pädagogischen Zwecken. Die von Kindern vor die Tür gestellten Stiefel, Körbe oder Teller werden von dem unsichtbar bleibenden Nikolaus je nach schulischer Leistung oder Betragen mit mehr oder weniger großen Gaben gefüllt.

Vor hundert Jahren bestanden diese Gaben meist aus Nüssen, Äpfeln und Birnen aus dem eigenen Garten, selbstgebackenen Plätzchen, Spekulatius und anderen Süßigkeiten. Manchmal waren auch kleine Spielzeuge dabei oder nützliche Dinge wie Mütze, Schal oder Handschuhe. Auch der Weckmann mit Rosinenaugen und meist mit eingebackener Pfeife gehörte dazu. Letzterer hat sich in neuerer Zeit mehr Richtung St. Martin verlagert.

In Krefeld taucht Nikolaus um den 6. Dezember in verschiedenen Formen auf. In Hüls etwa erscheint der „Heilige Mann“ am Vorabend mit Gefolge auf dem Turm der Kirche St. Cyriakus zusammen mit seinen Begleitern Nikodemus und Zaras. Dorthin kam er der Legende nach aus dem Himmel geflogen. Nach der Landung begibt sich das Trio nach unten auf den Kirchplatz, danach ins Waisenhaus, ins Altenheim und ins Krankenhaus.

Nikolaus ist nach den Überlieferungen als Bischof mit Mütze und Krummstab ausgerüstet, Nikodemus, ähnlich, nur bescheidener und der Zaras ist — angelehnt an den süddeutschen Krampus — schwarz vom Gesicht bis zur Sohle mit einer bedrohlich rasselnden Kette und einer Rute, die schwer erziehbare Kinder einschüchtern soll.

In Uerdingen dagegen fand am Wochenende der Nikolausmarkt statt. Für die Kinder kommt der holländische „Sinter Klaas“ — wie am Sonntag — auf dem Feuerlöschboot zu Besuch. Tausende Menschen begrüßen ihn alljährlich am Steiger. Ihn begleiten 40 bis 50 „Swarte Pieten“.

Mit der Kutsche wird der Bischof zum Rathaus am historischen Marktplatz gefahren. Unterwegs werden an die Kinder reichlich Süßigkeiten verteilt. Vom Rathausbalkon begrüßt „Sinter Klaas“ schließlich seine Anhänger in der Rheinstadt. Mit niederländischem Akzent erklärt er dort, dass er jedes Jahr bei seiner Reise aus Spanien nach Venlo Station in Uerdingen mache.

Damit schlägt er die Brücke zu einem aus dem 19. Jahrhundert stammenden Lied, mit dem die Kinder am Niederrhein sich an den Heiligen Mann wandten. „Tsenter Kloas, du helije Man, träk die jruete Schtiievele aan. Rii doemet nach Schpaanie. Bring Äpel, Nüet, Kastaaanie.“ Übersetzt wird Nikolaus in dem Lied aufgefordert, die Sonntagsstiefel anzuziehen, darin nach Spanien zu reisen und von dort Äpfel, Nüsse und Kastanien mitzubringen. Das Nikolauslied wurde 1975 in Viersen aufgezeichnet und ist am ganzen Niederrhein bekannt.

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