Angst um Stellen bei Siemens

Münchner Konzern will mit Alstom kooperieren. ICE-Werk in Uerdingen könnte dabei an Bedeutung verlieren.

Angst um Stellen bei Siemens
Foto: Werner Gabriel

Krefeld. Schlechte Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Krefeld: Bei der geplanten Kooperation von Siemens mit dem französischen Alstom-Konzern könnte das Werk in Uerdingen zu den großen Verlierern gehören.

Siemens soll bereit sein, Geschäfte im Schienenverkehr wie den Bau von ICE- und Regionalzügen an Alstom abzugeben, wenn es im Gegenzug von den Franzosen die Sparten erneuerbare Energien und Stromübertragungstechnik bekommt.

„Wir sind sehr überrascht von dieser Entwicklung“, sagte Michael Kammer vom Siemens-Betriebsrat in Krefeld. Zu möglichen Auswirkungen der Zusammenarbeit mit den Franzosen auf das Werk in Uerdingen wollte er sich nicht äußern.

Siemens beschäftigt in Krefeld etwa 2400 Mitarbeiter. Der Standort gilt im Konzern als Hightech-Schmiede für Schienenfahrzeuge. In den Uerdinger Werkshallen entstehen Regional- und Hochgeschwindigkeitszüge, die in rund 40 Ländern unterwegs sind.

Alstom gehört bei der Bahntechnik seit vielen Jahren zu den schärfsten Konkurrenten von Siemens. Die Franzosen produzieren unter anderem den Schnellzug TGV. Einen harten Kampf zwischen den beiden Konzernen gab es um neue Züge für die Schienenverbindung unter dem Ärmelkanal. Obwohl sich auch die französische Politik einmischte, erhielt Siemens letztlich den Zuschlag. Seit Juli 2011 läuft die Produktion der zehn Velaro-Eurostar-Züge. Rund 400 Meter sind die 16-teiligen Fahrzeuge lang. Sie fahren auf der Strecke Paris-London und bedienen später die Verbindung Amsterdam-Brüssel-London.

Das Werk in Uerdingen gilt als hocheffizient, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Bislang hat sich Siemens stets zu dem Standort bekannt. In diesen Tagen wird ein neues Lager- und Logistikzentrum in Betrieb genommen, das etwa 40 Millionen Euro gekostet hat.

Wie eine sinnvolle Kooperation mit den Franzosen aussehen soll, kann sich in Uerdingen niemand so recht vorstellen. Da die Kompetenzen bei Schienenfahrzeugen sehr ähnlich sind, gibt es eine große Angst vor dem Abbau von Stellen, falls Alstom in Uerdingen das Sagen hat. „Wer VW bestellt, will keinen Peugeot“, sagt ein Arbeiter, der nicht genannt werden will. Er hofft, dass das Uerdinger Werk eigenständig bleibt — am besten unter dem Dach von Siemens.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort