Arbeitsmarkt Betriebe brauchen Azubis

Weniger Bewerber, mehr gemeldete Stellen: Handwerker in Krefeld und dem Kreis Viersen suchen geeigneten Nachwuchs.

Viele Betriebe seien ausbildungsbereit, würden aber keine geeigneten Bewerber finden.

Viele Betriebe seien ausbildungsbereit, würden aber keine geeigneten Bewerber finden.

Foto: dpa

Krefeld. Bis Ende September waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Krefeld (Stadt Krefeld und Kreis Viersen) 4368 Ausbildungssuchende gemeldet, 264 (5,7 Prozent) weniger als im vergangenen Jahr. 2732 Ausbildungsstellen waren gemeldet und damit ein Plus von 125 (4,8 Prozent). Über diese Zahlen und ihre Hintergründe informierten am Donnerstag Vertreter der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK), Kreishandwerkerschaft und Agentur für Arbeit.

Diskutiert wurde im Betrieb von Peter Stockmanns an der Hermannstraße. Nicht zufällig, denn der Chef hat offenbar vieles richtig gemacht: Im Januar feiert sein Betrieb für Sanitär, Heizung und Klima 50-jähriges Bestehen. Der Senior zieht sich zurück, doch für die 26 Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende, geht es weiter.

Denn ebenso aufmerksam, wie Stockmanns die Geschäftsübergabe vorbereitet hat, geht er alle Personalfragen an. Schon vor 15 Jahren hat er Kontakt zu Schulen geknüpft, um geeignete Lehrlinge zu finden. Schulpraktika, danach ein längeres Praktikum in den Ferien: „Da weiß man, der kann etwas oder ist zumindest willig“, sagt Stockmanns über die Auswahl seiner Azubis. So sorgt er selbst für die Fachkräfte, die er braucht.

Weniger gemeldete Bewerber, mehr gemeldete Ausbildungsstellen: „Die Betriebe sind ausbildungsbereit, finden aber keine geeigneten Bewerber“, sagt Klaus Koralewski, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Abiturienten, sagt IHK-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz, suchten den Weg an die Uni, viele andere nach ihrem Real- oder Hauptschulabschluss nicht einen dualen Ausbildungsplatz, sondern eine weitere schulische Ausbildung.

Das sei eine „ungesunde Entwicklung“, zumal es mehr als 30 Prozent Studienabbrecher gebe. Steinmetz Wunsch: „Wir müssen mehr junge Erwachsene zum frühestmöglichen Zeitpunkt für das duale System, also Ausbildung und Berufsschule, gewinnen.“ Und: Manchmal müsse man umdenken und nicht nur nach dem Traumjob schauen. Klaus Koralewski sieht die Handwerksbetriebe in der Pflicht, aktiv um Auszubildende zu werben: „Wenn ich an gute Leute herankommen will, muss ich denen etwas bieten.“ Dass die Wahl trotzdem nicht einfach ist, weiß Stockmanns.

„Die Kandidaten sind teilweise eine Katastrophe. Wenn man aber das Zeugnis sieht, ist das ein Top-Mann.“ Stockmanns glaubt, dass Betriebe bei der Ausbildung auch flexibler neue Wege beschreiten müssten. „Beispielsweise könnten sich zwei Betriebe der gleichen Branche einen Auszubildenden teilen. Das senkt für jeden die Kosten — und damit das finanzielle Risiko über dreieinhalb Jahre.“ IHK, Kreishandwerkerschaft und Agentur für Arbeit setzen intensiv auf Aufklärung — der jungen Menschen und der Arbeitgeber. Für beide gebe es Unterstützungsprogramme, wenn es notwendig ist. Die wichtigste Botschaft aller: „Handwerk ist keine Sackgasse, es gibt spannende Aufgaben.“

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