Büttner: Die Tochter zieht zur Mutter Siempelkamp

In das neue Firmengebäude wurden 6,7 Millionen Euro investiert. Die beiden Unternehmen nutzen Synergien.

Krefeld. Wer das Gewerbegebiet Mevissenstraße Richtung Norden verlässt, steuert geradewegs auf das sechsgeschossige, leuchtend weiße Büttner-Gebäude zu, das unmittelbar neben dem Hochhaus der Muttergesellschaft Siempelkamp steht.

Seit Januar und nach einer Investition von 6,7 Millionen Euro ist auf dem Firmengelände jetzt auch das Uerdinger Traditionsunternehmen für Energie- und Trocknungstechnik mit 62 Mitarbeitern zu Hause.

„Strategisch passt Büttner hervorragend ins Konzept von Siempelkamp mit seiner holzverarbeitenden Industrie“, erläutert Marketingleiter Ralf Griesche die Unternehmensstrategie der Gruppe. Durch den Erwerb einer Energiesparte des finnischen Konzerns Metso mit rund 40 Mitarbeitern am Standort Hannover sei Büttner nun in der Lage, außer Trocknern auch Energieerzeugungsanlagen anzubieten.

Büttner-Geschäftsführer Andreas Klug freut sich über die gewonnene Flexibilität und den Nutzen erheblicher Synergieeffekte: „Die Trockner sind in der holzverarbeitenden Industrie die größten Wärmeenergie-Verbraucher. Heute kann Büttner gemeinsam mit Siempelkamp Komplettangebote bei höchstem Qualitätsstandard abgeben.“

Der Erfolg schlägt sich im Umsatz nieder und lässt das Herz bei Tochter wie Mutter höher schlagen. Mit der hinzugekommenen Energietechnik erwartet Klug gegenüber 2011 in diesem Jahr eine Umsatzsteigerung von 30 auf 50 Millionen Euro bei insgesamt rund 100 Beschäftigten.

Verkauft werden Trockner-Anlagen an die Holzwerkstoff- und die Holzpellet-Industrie, vor allem nach Nordamerika und Osteuropa. Traditionell gehören auch die Verarbeiter von Zuckerrüben zu den Abnehmern.

Der Grund für die steigende Nachfrage liegt im hohen Wasseranteil — sowohl von Frischholz als auch von Zuckerrüben. Der von Frischholz beträgt laut Klug zum Beispiel 50 Prozent und mehr. Entsprechend riesig sind die Trockner. Eine solche Trommel hat bis zu 6,5 Meter Durchmesser und ist bis zu 35 Meter lang.

Allein der Trocknermantel ist über 200 Tonnen schwer. Darin verdampfen bis zu 60 Tonnen Wasser pro Stunde. Kein Wunder, dass Büttner die Trocknungsprozesse ständig optimiert, um sie effizienter und umweltfreundlicher zu machen.

Schon seit 128 Jahren sind die Traditionsunternehmen Siempelkamp und Büttner miteinander verbunden. Dass daran der Schlossergeselle Gerhard Heinrich Siempelkamp maßgeblichen Anteil hat, ist eine der spannenden Geschichten, die das Leben mitunter schreibt.

Auf der Suche nach Arbeit nahm der 24-Jährige 1881 bei der A. Büttner & Co. in Uerdingen eine Stelle an. August Büttner hatte dort 1874 die Rheinische Röhrendampfkesselfabrik errichtet, in der der Geselle die beheizbare Dampfpressplatte kennenlernte.

Diese Art frühes Dampfbügeleisen aus Stahlplatten mit gebohrten Heizkanälen eröffnete dem Gründer von C. Siempelkamp & Co. den Zugang zu den einst 270 Krefelder Textilfabriken. Während sich Siempelkamp fortan mehr mit dem Pressen von Holzwerkstoffen beschäftigte, setzte die Handelsgesellschaft Büttner & Meyer auf das Trocknen diverser Produkte wie Zuckerrüben.

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