Höhere Zinsen sind nicht in Sicht

Michael Breuer, Chef des Sparkassenverbandes, diskutierte im Südbahnhof über europäische Geldpolitik und regionale Auswirkungen.

Krefeld. Nach Einschätzung des Präsidenten des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes dürfen sich die Anleger in den nächsten zwei Jahren wenig Hoffnung auf höhere Zinsen machen. Michael Breuer hielt auf Einladung der CDU-Stadtratsfraktion zum Krefelder Dialog im gut besetzten Südbahnhof einen Vortrag über die Perspektiven regionaler Kreditinstitute im Licht der Bankenunion.

Für die historisch längste Niedrigzinsphase in Europa nannte Breuer als Gründe die Finanzkrise ab 2007 und die Staatsschuldenkrise speziell südeuropäischer Länder ab 2009 mit Griechenland an der Spitze. Seitdem kenne der Leitzins der Europäischen Zentralbank EZB nur eine Richtung: nach unten. Er sank von vier auf derzeit 0,05 Prozent. Seit 2011 liege die Inflationsrate über dem Durchschnittszins für Einlagen, worauf die Sparquote völlig abgestürzt sei.

Das habe gleichermaßen Vor- wie Nachteile. Während der Sparzins für Anleger kaum noch die Inflationsrate decke, könne Bundesfinanzminister Schäuble Milliardenkredite schon zu Konditionen bekommen, zu denen er weniger zurückzahlen muss als er aufgenommen hat. Eine positive Folge seien auch die günstigen Zinsen bei der Finanzierung von Immobilien. Breuer rechnet nicht damit, dass die Immobilienpreise in absehbarer Zeit stark steigen werden.

Nicht glücklich ist der Chef des Sparkassenverbandes darüber, dass die Sparkassen durch die an die EZB übertragene Bankenaufsicht zur Kasse gebeten werden, obwohl die regionalen Kreditinstitute mit ihren stabilen Geschäftsmodellen gut aufgestellt seien. Man sei gut durch die Krisen gekommen, weil man nicht mit Immobilienfonds aus Singapur spekuliert habe, sondern auf Realpolitik setze und lieber die Kenntnisse des heimischen Immobilienmarkts nutze. Diese Kundennähe sei die große Stärke der regionalen Institute.

Die Sparkasse setze daher auf den persönlichen Service in ihren Filialen vor Ort, müsse aber auch dem Kundenwunsch nach mehr Kommunikation mittels elektronischer Medien nachkommen. Breuer gab zu, dass er nicht dazu komme, privat die eigene Filiale zu den Geschäftszeiten aufzusuchen: „Das erledigt meine Frau.“

Ohne die Unterstützung der Sparkasse von Vereinen, Sport und Kultur würde es in Krefeld ganz anders aussehen, betonte Breuer. Der Wettbewerb beteilige sich daran leider nicht, den spüre man nur im Markt.

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