IHK: Einzelhandel muss multimedial denken

Diskussion in Neersen mit Minister Duin.

Krefeld. „Der Einzelhandel ist eine tragende Säule der Gesellschaft, aber einem permanenten Strukturwandel ausgeliefert“, beschreibt IHK-Präsident Heinz Schmidt die Herausforderung, die sich vor allem aus dem Online-Handel ergibt. Auf Schloss Neersen hatten sich auf Einladung der IHK Vertreter von Wirtschaft und Handel eingefunden, die aus einem Vortrag und einer Podiumsdiskussion Anregungen mitnehmen konnten.

Stefan Kruse (Dortmunder Stadtforschung und Planung Junker und Kruse) gab die Vorlage: „Der Wandel beginnt in den Köpfen.“ Schon oft habe der Handel Krisen überlebt, erinnerte er an Selbstbedienungsprinzip, Fußgängerzonen, Outlet-Center und jetzt den Internet-Handel. Der Umsatz stagniere und habe sich in den letzten 14 Jahren nur um sieben Prozent im Durchschnitt verbessert.

Der Wachstumsgedanke müsse raus aus den Köpfen, wichtig sei die Kundenbindung, so Kruse. Das sei schwer genug, denn der Kunde sei untreu, werde immer älter, anspruchsvoller und sei mobil. Doch nicht nur der Einzelhandel mache eine lebendige Innenstadt aus, sondern Angebote an Freizeit, Wohnen und Kultur.

Das sieht auch Wirtschaftsminister Garrelt Duin so. Führungskräfte seien nur in eine attraktive Innenstadt zu locken, „sonst kommen sie nicht“. Eine Stadt müsse sich als sozialer Ort mit einem bunten Angebotsmix begreifen und sowohl die Grundversorgung als auch den Wunsch nach Erlebnis befriedigen. Statt sich über den Online-Wettbewerb zu beschweren, sollten die Händler multimedial denken und möglichst beide Lösungen anbieten, rät er.

Franz-Joseph Greve, Einzelhändler und Mitglied der Krefelder Werbegemeinschaft, beklagt die steigende Abhängigkeit von Lieferanten, die nur noch große Mengen liefern wollten. Zudem schreckten die Parkhauspreise Kunden ab. Seine Kritik gilt auch den Händlerkollegen, die sich nicht an gemeinsamen Aktionen beteiligen möchten. Einzelhändler Rainer Höppner aus Willich findet diese Überzeugungsarbeit mühsam, aber lohnend. „Die Einzelhändler machen auch Fehler, zum Beispiel bei der Kundenansprache“, räumt er ein.

Ein zentrales Diskussionsthema war die Hilfe, die der Einzelhandel von Politik und Wirtschaft erwarten darf. Rainer Gallus vom NRW-Einzelhandels- und Dienstleistungsverband bot den Händlern Unterstützung an, zum Beispiel bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter oder mit Ideen zur Kundenbindung.

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