Krefelder Bürger wissen um die Bedeutung ihrer Industrie

Ein Ergebnis: Befragte erkennen den Reformbedarf bei der Energie und bei der Infrastruktur.

Krefeld. Die Krefelder Bürger bekennen sich zu den industriellen Wurzeln ihrer Stadt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein.

600 Krefelder hatte die IHK zur Akzeptanz von Industrie und Großprojekten befragt. Aus der Analyse leitet die Wirtschaftsorganisation den Wunsch an die Politik ab, mehr Mut bei wichtigen Entscheidungen für den Industriestandort Krefeld zu zeigen.

Die Ergebnisse der Bürgerbefragung weisen darauf hin, dass die Krefelder Bevölkerung den notwendigen Reformbedarf in der Energie- und Verkehrsinfrastruktur erkennt. 57 Prozent der Krefelder Bürger glauben, dass größere Maßnahmen zum Ausbau einer sicheren Energieversorgung notwendig sind.

Laut einer vergleichbaren Umfrage des Allensbach-Instituts hielten deutschlandweit lediglich 49 Prozent der Bürger größere Maßnahmen für notwendig. „Die Krefelder Bürger sind da realistischer“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen. Dies sei ein gutes Zeichen. Gleiches gilt für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Während laut IHK-Umfrage 48 Prozent der Bürger größere Maßnahmen fordern, sieht bundesweit nur knapp jeder dritte Bürger Handlungsbedarf.

„Krefeld ist mittlerweile ein wichtiger Industrie-, Großhandels- und Logistikstandort“, erklärt IHK-Vizepräsident Stefan Dresely. Es sei positiv, dass auch die Bevölkerung die große Bedeutung einer modernen Verkehrsinfrastruktur erkenne.

Dresely räumt ein: „Diese grundsätzliche Zustimmung bedeutet allerdings nicht, dass sich betroffene Bürger nicht trotzdem gegen konkrete Projekte vor ihrer Haustür organisieren.“ Dies sei zwar nachvollziehbar, repräsentiere jedoch offensichtlich nicht die Mehrheitsmeinung.

Etwas pessimistischer als der Bundesdurchschnitt sehen die Krefelder Bürger die Chancen für größere Bauprojekte in ihrer eigenen Stadt. Knapp 75 Prozent halten eine Realisierung für schwer oder sogar sehr schwer. In der Bundesrepublik liegt dieser Anteil bei 58 Prozent. „Die Interpretation, ob hier ein Misstrauen gegenüber der Politik oder Verwaltung mitschwingt, muss offen bleiben“, erklärt Dresely. „Falls es so ist, müsste die Botschaft der Bürger an die Politik lauten, weniger Angst vor der eigenen Courage zu haben.“

Der Vizepräsident zieht ein positives Fazit: „Die Bürger erkennen die Bedeutung der Industrie als Grundlage sowohl für die relativ gute wirtschaftliche Situation in Deutschland als auch für die positive Entwicklung des Dienstleistungssektors in unserer Region an.“ Schließlich seien vorwiegend Industrieunternehmen die Kunden der unternehmensnahen Dienstleister.

Enttäuschend seien die Kenntnisse der Bürger über die hiesige Industrie. „Zwar konnten uns 83 Prozent der Bürger mindestens ein Industrieunternehmen nennen, statt konkreter Produkte wurden dann aber meist nur oberflächliche Produktgruppen genannt“, so Dresely.

Das Gesamtergebnis der Befragung wertet die IHK auch als Signal, die bestehenden Industrie-Initiativen wie „Zukunft durch Industrie“ unbedingt fortzuführen. „Wir wollen mit der Initiative bei den Bürgern ein Bewusstsein für den Nutzen und Wert der Industrie schaffen und vor allem auch diejenigen überzeugen, die der Industrie skeptisch gegenüberstehen“, sagt Dresely.

Mit der „Langen Nacht der Industrie“ und „Check in Berufswelt“ wurden Veranstaltungsformate ins Leben gerufen, die den Bekanntheitsgrad der hiesigen Industrie verbessern sollen. Denn der Dialog zwischen Wirtschaft und Bevölkerung ist sehr wichtig“, erklärt Hans-Jürgen Herzog, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine, der die Umfrage der Industrie- und Handelskammer unterstützt hatte.

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