Krefelder Gießerei entlässt 150 Mitarbeiter

Schmolz + Bickenbach trennt sich von mehr als 40 Prozent der Belegschaft.

Krefelder Gießerei entlässt 150 Mitarbeiter
Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. 150 Beschäftigte der Schmolz + Bickenbach Guss Krefeld GmbH an der Hülser Straße verlieren ihren Arbeitsplätze. Das sind mehr als 40 Prozent der bisher 365-köpfigen Belegschaft. Gänzlich stillgelegt wird der Standort Kohlscheid bei Aachen mit 60 Beschäftigten.

Die Firma stand bisher unter gerichtlicher Aufsicht in einem sogenannten Schutzschirmverfahren. Das ermöglicht es dem Unternehmen, ein Sanierungs- und Zukunftskonzept in Eigenverwaltung zu entwickeln. Dabei ist die Firma vor Zwangsvollstreckungsmaßnahmen geschützt ist.

Die Geschäftsleitung wird diesen Sanierungsplan jetzt vorfristig dem Gericht vorlegen. In einer Presseerklärung der Firmenleitung wird der Sanierungsplan als „Erfolg“ eingeordnet. „Die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens“, so heißt es in der Presseerklärung sei „durch langlaufende Vereinbarungen mit den Betriebsparteien gestärkt worden.“ Damit erlange das Unternehmen „nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.“ Als Betriebsparteien sieht die Geschäftsführung unter Gesellschafter Steffen Liebich, der auch Dutzende andere Betriebe saniert hat, Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall.

Ralf Köpcke, der für die Gewerkschaft die Verhandlungen führte, sieht Unmut und Verzweiflung bei vielen Kollegen der Gießerei. Köpke: „Man hat uns erpresst. Die Firmenleitung hat uns die Pistole auf die Brust gesetzt. Sie haben gesagt, wenn ihr den Entlassungen nicht zustimmt, machen wir den Standort Krefeld dicht.“ Zähneknirschend habe die IG Metall und der Betriebsrat auch einer rund 25-prozentigen Lohnkürzung für die verbliebenen Mitarbeiter zustimmen müssen. Die bisherigen Tarifverträge sind aufgehoben, der Sanierungstarifvertrag unterschrieben.

Die 150 Entlassene werden in eine Transfergesellschaft überführt, wo sie zeitlich beschränkt mit Qualifizierungsmaßnahmen beschäftigt werden. Danach stehen sie in der Regel auf der Straße. Entlassungsgerüchte sorgten bereits im Februar für Unruhe. Reinhold Gödert, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Gruppe, hatte damals der WZ gegenüber bestätigt, dass Aufträge und Umsätze zurückgegangen seien. Gödert damals: „Der Firma geht’s nicht gut. Das weiß jeder im Betrieb.“

Die Gussgruppe beschäftigte bisher an den Standorten Krefeld, Ennepetal und Kohlscheid bei Aachen rund 600 Mitarbeiter. Die Kunden stammen aus den Bereichen Energiegewinnung, Maschinenbau, Stahl- und Walzwerke, Pumpen und Armaturen, Automotive und Kunst.

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