"Leerstand von fünf Prozent ist für eine Stadt normal"

Seit drei Jahren vermittelt Holger Leroy verlassene Ladenlokale. Er ist mit der Entwicklung in der Innenstadt zufrieden.

Krefeld. Vielleicht muss man aus einer anderen Stadt kommen wie der Neusser Holger Leroy, um einen ungetrübten und unvoreingenommenen Blick auf die Geschäfts- und Immobilienlage in der Innenstadt zu haben. „Seit ich vor drei Jahren meinen Job bei der Wirtschaftsförderung aufgenommen habe, hat sich die Lage der Geschäftsleerstände in der City und den großen Stadtteilen Fischeln, Hüls und Uerdingen entgegen aller Unkenrufe stabilisiert“, sagt der Ladenflächenmanager, der selbst in der City wohnt.

Im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größe stehe Krefeld sogar richtig gut da. Anhand eines ideellen Streifzugs durch die Einkaufsstraßen der City beschreibt Leroy die aktuelle Situation.

Die Straße mit dem stärksten Passantenstrom und den höchsten Mietpreisen ist die Hochstraße zwischen Rheinstraße und Neumarkt. Leerstände sind die Ausnahme und meist von kurzer Dauer. Bestimmte Objekte sind von Filialisten sogar derart begehrt, dass es Voranmeldungen gibt. Einzig das ehemalige Geschäftshaus von Buch Habel hat bislang lediglich eine Zwischennutzung im Erdgeschoss.

Das Problem ist, dass der Eigentümer nur die Gesamtfläche von 3000 Quadratmetern über drei Etagen vermieten möchte und es dafür an Interessenten mangelt. Während Erdgeschossflächen reißenden Absatz finden, sind obere Etagen nur schwer vermietbar. In solchen Fällen empfiehlt Leroy, über einen Rückbau und eine Neunutzung als Praxis-, Büro- oder Wohnungsfläche nachzudenken.

Ebenfalls kein Sorgenkind ist der überdachte Teil der Königstraße. Hier gibt es zwar weniger Passanten als in der Hochstraße, dafür aber eine Klientel für die meist teuren Markenprodukte. Derzeit stehen nur zwei kleinere Ladenflächen im Rahmen normaler Fluktuation leer, voraussichtlich nur kurzfristig.

Leroy bezeichnet eine Leerstandsquote von etwa fünf Prozent als normal und sogar nötig. Er hat den Geschäftsinhaberinnen Anke Friedrichs und Dusanka Grabovac von Ella Moden das Ladenlokal vor einem Jahr vermittelt und freut sich mit ihnen über hochzufriedene Kunden.

Die Rheinstraße verzeichnet derzeit rund zehn leerstehende Läden. Der zwischen Hochstraße und Ostwall gelegene Teil hat eine mit der Königstraße vergleichbare Lage, die nach dem Horten-Umbau aufgewertet wird.

Die Marktstraße ist kilometerlang und daher differenziert zu sehen. Der Innenstadtteil zwischen Ostwall und Breite Straße hat im Durchschnitt nur fünf Leerstände, wozu auch noch die „Problemkinder“ Bröckske und Ex-Spielwaren Seidel gehören. „Für eine Nebenlage mehr als stabil“, sagt Leroy.

Der Ostwall ist die wohl umstrittenste Einkaufsmeile der Stadt — mit einem besseren Image in der Region. Mit rund 1,5 Kilometer Länge verzeichnet er zwischen Hauptbahnhof und Nordwall etwa 30 Leerstände und die unterschiedlichsten Qualitäten — von der „Dönermeile“ über ältere Geschäfte mit geringem Passantenstrom bis zu Hochfrequenzbereichen rund um die Haltestelle Rheinstraße.

Wenn „der Krefelder“ aber vom Ostwall spricht, wirft er zumeist alles in einen Topf. Dafür, dass der Ostwall auch Problemzonen enthält, lange unter einem Investitionsstau gelitten hat und wegen der Baumaßnahmen geradezu totgeredet wird, zeige er erstaunlich viel Leben, so Leroy. Die Fluktuation ist zwar hoch, aber es eröffnen auch immer wieder neue Geschäfte. Hoffnung macht dem Ladenflächenmanager, dass zunehmend private Eigentümer investieren und einige Fassaden gerade attraktiv gestaltet wurden.

Die Neusser Straße hat von der Einstufung die gleiche Lage wie die Königstraße. Dafür verantwortlich ist die hohe Passantenfrequenz, auch wenn dort viele günstige Läden und ein vielfach niedrigwertiges Warensortiment zu Hause sind. Dies wird zwar oft kritisiert, aber Krefeld muss laut Leroy ein Angebot für alle Einkommensschichten vorhalten.

Ohne das Stadtbad gibt es gerademal zwei Leerstände. Die Eigentümerwechsel haben sich zuletzt in Investitionen positiv ausgewirkt, so dass einige Billigläden durch ein besseres Angebot ersetzt wurden. Holger Leroy zieht ein positives Fazit: Die Lage sei stabil, ohne große Ausreißer. Natürlich kommen zur Beratung eher die Problemkinder. Denn „Schätzchen“ gehen unter der Hand oder per Makler weg. Einen Zugriff auf die Daten des Katasteramtes hat er aus Datenschutzgründen nicht. Die Ermittlung vieler Immobilienbesitzer ist daher schwierig. Mit dem Onlineportal für zu vermarktende Ladenflächen habe sich aber eine wichtige Kommunikationsplattform entwickelt.

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