Messer feiert das Comeback

Vier Jahre durfte das Unternehmen in Deutschland keine Gase verkaufen. Jetzt startet die Gruppe durch – mit dem Technischen Zentrum am Gahlingspfad.

Krefeld. In Krefeld hat der Name des traditionsreichen Industriegase-Herstellers Messer Griesheim immer noch einen guten Klang, obwohl es ihn unter diesem Namen seit vier Jahren nicht mehr in Deutschland gibt.

Hier arbeiteten bis dahin allein 800 Mitarbeiter. Auch das Messer-Logo in blauer Schrift mit rotem "Schiffchen" prangt seit dem Verkauf des deutschen Geschäfts nicht mehr an den Wänden der ehemaligen internationalen Zentrale am Fütingsweg.

Jetzt wird man es wieder häufiger sehen, denn der Vertrag mit dem französischen Gase-Konzern Air Liquide, der den Gaseverkauf und die Logo-Nutzung untersagte, ist ausgelaufen. Dieses Verbot galt in vielen anderen Ländern der Welt nicht, in denen die Messer Group vom Sitz in Sulzbach am Taunus aus inzwischen weiter expandierte (Firmengeschichte und Zahlen siehe Info-Kasten rechts).

Das Comeback des Familienunternehmens unter Leitung des Gründerenkels Stefan Messer ist der wohl ungewöhnlichste Neustart des Jahres 2008 in Deutschlands Wirtschaft. Denn mit einer Investitionssumme von 200 Millionen Euro allein im Jahr 2008 - ein Viertel des Umsatzes - gibt Messer richtig Gas.

Davon fließen 40 Millionen allein in den Aufbau des deutschen Geschäfts. In den nächsten beiden Jahren werden bei Stahlkunden in Siegen und Salzgitter Luftzerlegungsanlagen für die Erzeugung von Luftgasen wie Sauerstoff und Stickstoff in Betrieb genommen. In Siegen werden die Gase in Druckgasflaschen abgefüllt. Der ehrgeizige Fünf-Jahres-Plan sieht laut Aussage des Unternehmens 50 Millionen Euro Umsatz in Deutschland vor.

Schon zu Zeiten des früheren Messer-Geschäfts unterhielt das Unternehmen eine respektable Anwendungstechnik für Industriegase in Krefeld. Denn die Kunden wollen neue Kühl- oder Gefriertechniken für Lebensmittel oder industrielle Produkte vorher getestet wissen.

"Auch heute noch ist Krefeld der wichtigste Standort für unsere internationale Forschung und Entwicklung", verdeutlicht Andreas Donnerhack. Der Leiter der Anwendungstechnik und Standortverantwortliche am Gahlingspfad steuert von Krefeld aus auch den Einsatz der Ingenieure und Techniker, die bei Kunden in aller Welt gasespezifische Anlagen in Betrieb nehmen.

Für die 76 Mitarbeiter wird der Platz am Gahlingspfad zu eng. "Wir suchen Räumlichkeiten in der Nachbarschaft." Außerdem unterhält Messer ein Schweißtechnikum für die Entwicklung von Schweißschutzgasen an der Hochschule Niederrhein, mit der man eine langjährige "fruchtbare" Zusammenarbeit pflegt. Die soll sogar durch die Vergabe von Praktika noch ausgebaut werden.

An der Absolventenmesse nimmt Messer ohnehin schon teil. "Und ab Jahresbeginn können Kunden in Krefeld wieder wie gewohnt Industriegase von Messer in Druckgasflaschen beziehen", freut sich Donnerhack. Dann eröffnet an der Neuen Ritterstraße das Gase-Center Sebald - einer von bereits 17 Vertriebspartnern in Deutschland.

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