Nirosta-Betriebsrat baut auf die 260-Millionen-Investition

Im Krefelder Werk warten alle auf die Entscheidung der EU-Kommission zum Verkauf.

Krefeld. Auf dieses Datum schaut Krefeld mit Spannung: Am 16. November wird die EU-Kommission in Brüssel über die geplante Übernahme der Thyssen-Krupp-Edelstahlsparte Inoxum durch den finnischen Konzern Outokumpu entscheiden (die WZ berichtete).

Die Finnen hatten jüngst angekündigt, dass sie das Inoxum-Werk Acciai Speciali im italienischen Terni verkaufen wollen. Damit reagierte der Konzern auf Bedenken der Wettbewerbshüter in Brüssel wegen der befürchteten marktbeherrschenden Stellung des Outokumpu-Konzerns, an dem Thyssen-Krupp dann mit 29,9 Prozent als Großaktionär beteiligt sein wird.

In einer Telefonkonferenz am vergangenen Dienstag hat der finnische Konzern ferner mitgeteilt, dass er auch einige seiner europäischen Service-Center verkaufen will. Dazu zählt das Center in Willich-Münchheide mit 175 Mitarbeitern. Dort sind alle sehr erschrocken und verunsichert. Keiner weiß, wie es jetzt weitergeht.

Norbert Kalwa, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp Nirosta in Krefeld, sieht dem 16. November mit großer Erwartung entgegen. Nirosta mit Hauptsitz in Krefeld (2300 Mitarbeiter) und den Standorten Bochum, Dillenburg und (noch) Benrath gehört zur Inoxum-Sparte und steht somit zum Verkauf an die Finnen. Aber auch wenn fast täglich neue Meldungen kommen — Kalwa ist zuversichtlich, dass der Edelstahl-Standort Krefeld erhalten bleiben wird. „Wir haben vertraglich vereinbarte Zusagen: 20 Millionen Euro werden für ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für neue Produkte fließen. Und mit einer Investition von 240 Millionen Euro bis Ende 2015 wird Krefeld nach dem Umzug von Düsseldorf-Benrath zur Oberschlesienstraße das modernste Kaltwalzwerk für Ferrite.“ Investiert werde im Rahmen der Nirosta-Ferrit-Offensive von Thyssen-Krupp. Alte Anlagen auf dem Gelände wurden bereits abgerissen, neue sind schon bestellt. Kalwa: „Die Verlagerung von Benrath nach Krefeld ist unabhängig vom Verkauf an die Finnen. Unsere Chancen für die Zukunft in Krefeld liegen in diesen Neu-Investitionen.“

Nicht helfen wird die Investition dem Stahlwerk in Krefeld, der sogenannten Flüssig- phase. „Diese Phase mit rund 400 Mitarbeitern in Krefeld wird Ende 2013 geschlossen werden“, sagt Kalwa. Der Personalabbau läuft bereits, die Schichtzahl wurde heruntergefahren. „Die Flüssigphase in Bochum mit 450 Mitarbeitern läuft bis 2016, Ende 2015 soll dort nochmals geprüft werden“, erinnert Kalwa an den Vertrag mit den Finnen.

Für die betroffenen 850 Mitarbeiter in Krefeld und Bochum stelle Thyssen-Krupp insgesamt 600 Ausgleichsarbeitsplätze in Duisburg und Mündelheim zur Verfügung. Möglich seien auch Versetzungen innerhalb von Nirosta. Auch schieden Mitarbeiter durch Erreichen der Altersgrenze aus, sagt Kalwa.

Fraglich ist, ob bei einem möglichen Verkauf des Werks im italienischen Terni der Erhalt der Flüssigphasen in Krefeld und Bochum wegen Kapazitätsfragen neu geprüft wird.

Nach Bekanntwerden der Verkaufsabsicht soll im Werk in Terni mit rund 2000 Mitarbeitern so gut wie nichts mehr laufen. Die ganze Region sei im Aufruhr, die Regierung eingeschaltet worden. „Es herrscht eine große Anspannung und Unsicherheit“, so Norbert Kalwa.

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