Siempelkamp auf dem Weg zum weltweiten Technologiekonzern

Das Traditionsunternehmen plant für die Zukunft hochwertige Jobs in Krefeld, Fertigung in China, sagt Geschäftsführer Hans W. Fechner im WZ—Gespräch.

Siempelkamp auf dem Weg zum weltweiten Technologiekonzern
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Wir sind picke-packe-voll mit Arbeit“, platzt es stolz aus Hans W. Fechner heraus. „Die Paradedisziplin Maschinen- und Anlagenbau boomt und in der Gießereitechnik sind wir wohl eines der wenigen deutschen Unternehmen, die noch Geld verdienen“, so der Sprecher der Geschäftsführung von Siempelkamp.

Einzig das Nukleargeschäft erfährt derzeit einen Wandel in Richtung Umwelttechniksparte, was dem Atomausstieg geschuldet ist. „Wir sind sehr gut aufgestellt und auf dem Weg zu einem internationalen Technologiekonzern.“

Fechner ist durch und durch Stratege. Das Unternehmen ist international ausgerichtet und steht auf drei Geschäftsbeinen. Alle Bereiche werden den Marktgegebenheiten angepasst und durch Zukäufe kleinerer Gesellschaften ergänzt. Die größte Anpassung erfolgt im Maschinen- und Anlagenbau. So entsteht in China bereits die zweite große Fertigungsanlage. „Der Stahlpreis in China ist ein Viertel geringer als in Deutschland“, rechtfertigt Fechner die Maßnahme durch den Preisdruck.

Der deutsche Hochlohnstandort tue sein Übriges. Allein die aktuell von der IG Metall geforderte Lohnerhöhung würde die Personalgesamtkosten um rund vier Millionen Euro erhöhen. Nicht nur aus Wettbewerbsgründen werde daher ein Teil der einfachen Fertigung nach China verlagert.

Das bedeute nicht grundsätzlich den Abbau von Arbeitsplätzen, beschwichtigt er. Schließlich wolle man die bestens ausgebildeten Fachkräfte behalten, die für das Unternehmen lebenswichtig seien. So sollen alle komplexen Knowhow-Teile weiterhin in Krefeld gefertigt werden. Ein Teil der Mitarbeiter wird allerdings umlernen und mittelfristig neue Aufgaben übernehmen müssen. Als Beispiel nennt der Firmenchef einen neuen Logistikbereich.

Geplant ist, dass alle in den Werkshallen gefertigten Maschinen- und Gießereiteile transportfähig verpackt, kommissioniert und für den Seetransport auch per Container vorbereitet werden. Der Rheinhafen und das Containerterminal KCT dürfen sich auf neue Aufträge freuen. Die Logistikarbeiten werden bisher zum großen Teil an externe Dienstleister vergeben. Fechner ist jedoch davon überzeugt, dass eine Eigenleistung günstiger ist. Dazu ist auf dem nördlichen Firmengelände eine Logistikhalle geplant, jedoch nicht vor 2016.

Fechner ist hocherfreut, beim Ranking der Wirtschaftswoche unter den Top 100 des Mittelstandes auf Platz 45 abgeschlossen zu haben. „Damit gehört Siempelkamp zu den wachstumsstarken Champions des deutschen Mittelstandes.“ Das bedeute aber auch, stets innovativ zu bleiben. Ein Beispiel dafür ist die Beteiligung des Unternehmens an der Forschungsfabrik „Open Hybrid LabFactory“ in Wolfsburg, in der rund 250 Forscher aus Wissenschaft und Industrie arbeiten. Ziel ist es, neue leichte Hybrid-Werkstoffe für die Automobilindustrie zu entwickeln.

Siempelkamp hat sich für eine Million Euro als Vollmitglied beteiligt und hat Zugang zu den Forschungsergebnissen. Dem Unternehmen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Es fertigt derzeit eine Spezialpresse, die zum Beispiel Matten auf Kohlefaserbasis unter 30 Bar Druck mit Harz verpresst und so Leichtbauteile produziert, die sofort lackierfähig sind. „Wir sind der einzige Hersteller, der dazu in der Lage ist“, sagt Fechner. Wenn dies gelingt, eröffnet sich den Krefeldern möglicherweise ein riesiger Zukunftsmarkt.

Auch personell hat sich das Unternehmen nach dem Ausscheiden von Michael Szukala auf die Strukturanpassungen eingestellt. Fechner übernimmt für alle drei Geschäftsbereiche die technische Leitung. Für den kaufmännischen Part hat er mit Elisabeth Bienbeck seine „Wunschpartnerin“ bei der Treuhand gefunden, die das Unternehmen schon seit langem begleitet. „Wir sind bestens gerüstet und stehen vor spannenden Aufgaben.“

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