Ara Shoes AG: Frauenschwarm sucht Fuß

Die Ara Shoes AG mit Hauptsitz in Langenfeld produziert wöchentlich 150.000 Schuhe. Der Weg vom Prototypen bis zum Modell, das in den Handel kommt, ist ein langer.

Langenfeld. Es geht ans „Fein-tuning“. So nennt es der Produktmanager. Umringt von Schuhregalen und inspirierenden Collagen aus Modezeitschriften sitzt Ralf Schlachter mit seinem Kollegen am Besprechungstisch und mustert eine schwarze Stiefelette mit Keilabsatz. Ist der Schuh so, wie er da liegt, optimal? Kann auf die zweite Naht verzichtet werden? Stimmen Farbnuancen?

Der „kleine Schwarze“ ist ein Prototyp und hat gute Chancen, in einigen Monaten als Teil der Herbst/Winter-Kollektion 2013 über die Ladentheke zu gehen. Bevor er auf dem Tisch von Ara-Produktmanager Ralf Schlachter lag, verging eine Weile.

Entstanden ist er einige Meter weiter den Flur hinauf. Auf dem Schreibtisch der kreativen Köpfe der Ara Shoes AG ist er entstanden — zunächst als Bleistiftzeichnung auf Papier. Später dann wurden die Ideen — die Anordnung der Nähte, Reißverschlüsse und Materialien — auf das sogenannte „Hütchen“ übertragen. So nennen die Experten die Plastiknachbildung des Schuhs, auf der skizziert wird. „Das ist wesentlich anschaulicher“, erläutert Chef-Modelleur Erik Schlenker (43). Die Daten werden in den Computer eingespeist, mit einer Software erfolgt der weitere Entwurf en détail.

Schließlich geht der Schuh ins Erdgeschoss in die Musterproduktion. Dort werden die in der Entwicklungsabteilung entworfenen Muster vom Papier aufs Leder umgesetzt — zunächst ohne Sohle und Absatz. „Er wird dann wieder zurück in die Abteilung geschickt. Da wird überprüft, ob alles passt oder ob Veränderungen vorgenommen werden müssen“, sagt Thomas Schmies, Vorstand Finanzen und Verwaltung. Gibt die Abteilung ihr „okay“, fertigt die Produktion den kompletten Schuh an, der schließlich bei Produktmanager Ralf Schlachter auf dem Schreibtisch landet.

Sollte der Produktmanager in Absprache mit den anderen Abteilungen des Hauses von Ara Shoes zu dem Ergebnis kommen, dass der „kleine Schwarze“ eine Chance auf dem Markt hat, wird er schon bald von Außendienstmitarbeitern bei potenziellen Kunden vorgestellt.

Trifft er auch dort auf Zuspruch, wird der Schuh in Serie in den Produktionsstätten des Unternehmens im Ausland angefertigt — in Indonesien, Rumänien und Portugal. 5000 Mitarbeiter beschäftigt Ara, 400 arbeiten am Hauptstandort in Langenfeld.

Knapp 30 Ausbildungsplätze hat Ara in allen drei Ausbildungsjahrgängen, vergibt also im Schnitt zehn Azubi-Stellen im Jahr. Gute Auszubildende würden immer übernommen, sagt Prokurist und Personalchef Gerd Koschik. Trotz dieser Aussicht mangelt es an Bewerbungen. „Der Ausbildungsberuf Schuhfertiger hat einen geringen Bekanntheitsgrad, obwohl wir viel werben“, sagt er: „Die meisten Frauen und Männer tragen Schuhe, interessieren sich aber nicht für die Herstellung.“

Von Erik Schlender lässt sich dies nicht behaupten. Vor 25 Jahren schloss er seine Ausbildung bei Ara Shoes ab, bis heute mangelt es nicht an Begeisterung. „Wenn ich einen meiner Schuhe in der Stadt am Fuß einer Frau sehe, kann ich mich immer noch riesig darüber freuen“, sagt er.

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