Auf dem Bauernhof: Landwirt im Eheglück

Während Fernsehserien das Bild vom einsamen Landwirt zeichnen, der keine Frau findet, ist die Wirklichkeit romantisch.

Kreis Mettmann. In aller Herrgottsfrühe aufstehen, ab in den Stall, kein Wochenende, kein Urlaub, Schwielen an den Händen, schuften bis zum Umfallen. Als wären solche Vorurteile nicht schon schlimm genug, kultiviert das Fernsehen auch noch den Eindruck, dass Bauern vor lauter Arbeit gar keine Zeit für die Liebe haben, geschweige denn, die große Liebe überhaupt kennenzulernen. Wir haben einfach mal die gefragt, die es wissen müssen — die Bauern.

Der Ratinger Landwirt Hanno Paas war knapp 17 Jahre alt, als es Mitte der 1960erJahre gefunkt hatte. „Wir haben damals Heu und Stroh zum Lohof geliefert, und da habe ich Christa zum ersten Mal gesehen“, erinnert er sich. Aus den ersten Funken wurde bald ein Flämmchen, und dann brannte die Liebe lichterloh zwischen dem Spross vom alteingesessenen Schimmershof und dem Mädel vom ebenso traditionsreichen Lohof.

Dass Christa ebenfalls aus einem bäuerlichen Umfeld stammte, machte nicht nur die Liaison zwischen beiden Höfen, sondern auch die Ehe und den Alltag unkomplizierter. „Heute ist das aber anders“, sagt Hanno Paas.

„Heute muss die Frau eines Bauern nicht auch Bäuerin sein.“ Seine Mutter habe noch „alles mitversorgt“, seine Frau Christa war ebenfalls fest in das Leben auf dem Bauernhof eingebunden. Sie habe aber weniger auf dem Feld gearbeitet, sondern sich vornehmlich um den Hof gekümmert — um Personal, Buchhaltung. „Christa kann bis heute nicht Trecker fahren“, sagt Hanno Paas lachend.

Johannes Paas junior (30) ist noch in der „Findungsphase“. Wo lernt ein junger Bauer und Diplom-Agraringenieur eine Freundin kennen? „Bei der Landjugend, auf Bauernbällen, aber vielleicht auch auf einer Party bei Freunden oder in der Düsseldorfer Altstadt — wo die Liebe eben hinfällt“, sagt er.

Dass die Landjugend und die Hoffeste sich sehr gut zum Anbändeln eignen, ist unbestritten, zumindest für Heinz-Josef Muhr. Der 77-jährige Landwirt aus Monheim „kann jedem jungen Bauern, der auf die Pirsch nach einer Frau gehen will, das nur empfehlen.“

Dabei hat er seine Frau Helga ganz anders kennengelernt. Beide besuchten die Bauernhochschule in Krefeld, als sie Anfang 20 waren. „Danach haben wir uns dann noch einmal auf einer Reitjagd in Hilden wiedergesehen. Sie ritt ein Pferd, das ich zum Turnier mitgebracht hatte“, erzählt er.

Dann ging es auf die Jagd. Seine Liebste ritt voran, er hinterher — und dann geschah ein Unglück. Sie stürzte vom Pferd, und da Bauer Muhr nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte, trat dessen Pferd auf seine Zukünftige. „Sie hatte das Bein gebrochen. Ich habe sie ins Krankenhaus gebracht und besucht. Da hat sie sich in mich verliebt“, sagt er. Die Ehe hält seit 53 Jahren.

Bis Monika und Jürgen Benninghoven so lange miteinander verheiratet sind, müssen sie noch ein paar Jahre ins Land ziehen lassen. Seit neun Jahren sind sie ein Paar. 2003 hat Jürgen Benninghoven seiner Monika den Hof gemacht, 2005 den Heiratsantrag. Auf einem Fest auf Gut Diepensiepen hat er sie gesehen.

„Ich war da zu Besuch und hatte zwei Hundewelpen dabei. Jürgen hat die beiden so süß gefunden und mich angesprochen“, sagt Monika Benninghoven. Und dann habe sie sich mit ihm zu einem Spaziergang getroffen und „gefühlt tausend Mails hin und hergeschrieben. Irgendwann hat es dann eben ,Bumm’ gemacht, und ich war in ihn verliebt“.

Dann ging es alles ganz schnell: Vier Wochen nachdem klar war, dass die beiden ein Paar sind, zog Monika zu ihm. „Bedenken gegenüber dem Landleben und der Arbeit auf dem Hof hatte ich nicht“, sagt sie.

Und ihr Liebster? Was sagt der? „Ich hab’ einfach eine Spitzenfrau. Aber genau die wollte ich ja auch haben.“

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