Baumfällarbeiten: Frühschicht in 40 Meter Höhe

Im Neandertal werden seit gestern zwei riesige Pappeln gefällt. Das ist auch für die Fachleute kein alltäglicher Job.

Kreis Mettmann. 8.30 Uhr im Neandertal: Die Luft ist klar, Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die kahlen Bäume, das Wasser der Düssel plätschert, Vögel zwitschern — Idylle pur. Doch dann kreischt eine Motorsäge schrill dazwischen. Wanderer drehen sich um. Wer sägt da mitten im Naturschutzgebiet?

Zwei Pappeln in der Nähe der Steinzeitwerkstatt des Neanderthal Museums sollen fallen. Nach Meinung von Experten sind sie krank. Schimmel hat sie befallen. Deshalb drohen sie umzustürzen. An der Stelle, an der sie stehen, wäre dies fatal. Denn direkt neben den beiden Pappeln, die bis zu 40 Meter hoch sind, verlaufen die Wege für Spaziergänger.

Dass die Bäume umsturzgefährdet sind, haben Baumgutachter festgestellt, die der Kreis Mettmann beauftragt hat, nachdem eigene Kontrolleure der Behörde bei einer Sichtkontrolle den Schimmelbefall an den Bäumen entdeckt hatten.

Es passiere selten, dass Bäume dieser Größe gefällt werden. Das sagt Forstwirt Dominik Fischer. Seit 2004 arbeitet er beim Baumfäll-Unternehmen Lürken aus Erkrath. „Und in all den Jahren habe ich das erst viermal erlebt, dass derart hohe Bäume gefällt werden, dass dafür extra die Raupenbühne anrücken muss.“

Das rote Ungetüm steht noch zusammengeklappt mitten im Tal. Während der Fahrer den Korb an den ausfahrbaren Arm anhängt, sind Dominik Fischer und sein Auszubildender Kevin Behn noch dabei, kleinere Bäume zu fällen, die rund um die Pappeln stehen. „Wir müssen uns erst hier eine Schneise freischlagen, damit die Raupenbühne vorfahren kann“, sagt Fischer. Eineinhalb Stunden dauert diese Prozedur.

Weitere Minuten vergehen, bis der Korb der Raupenbühne die Arbeitshöhe von 40 Metern erreicht hat. Fischer packt seine Motorsäge und kappt den ersten Ast. Von unten sieht die Aktion wenig stabil aus. Der Korb schwingt hin und her. Doch die Fäll-Profis bewahren Ruhe und arbeiten sich weiter zur Baumkrone hoch.

Schnell geht das Ganze nicht. Immer wieder hält der Korb an. Fischer schaut genau, welchen Ast er als nächsten wie absägen kann. Die Forstwirte benehmen sich so ganz und gar nicht wie die sprichwörtliche „Axt im Wald“.

Das Sägeblatt setzt jetzt wieder an. Diesmal will Fischer einen sehr großen Ast abtrennen. Das schaut sich auch eine Gruppe Spaziergänger genauer an. „Achtung“, ruft Fischer — und das Holz kracht herunter auf einen kleinen Baum, der umknickt.

„Wichtig ist bei dieser Aktion, dass wir darauf achten, dass nicht zu viel Holz in die Düssel fällt“, erklärt der Auszubildende. „Sonst staut sich das Wasser und fließt über. Das müssen wir vermeiden.“ Deshalb steht er mit einem Funkgerät in der Hand unten und nimmt regelmäßig Kontakt zu seinem Kollegen auf. Beide sprechen sich ab, welcher Ast als nächster gefällt wird und ob Spaziergänger in der Nähe sind.

Nachmittags haben die beiden die Pappel bis auf einen Stumpf gekürzt. Der soll stehenbleiben, damit Spechte dort nisten können. Behn: „Morgen machen wir uns an den anderen Baum. Der wird dann aber komplett dem Erdboden gleichgemacht.“

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