Betrüger an der Tankstelle: Volltanken — und dann weg

Anders als im Landesschnitt sind die Fälle von Benzinklau im Kreis Mettmann rückläufig. 2011 waren es aber noch 481 Delikte.

Kreis Mettmann. Es war ein gemütlicher Abend, den Manuela Roberti mit ihrem Mann in einem Ratinger Restaurant verbrachte. Doch als sie zu ihrem Wagen zurückkehrte, war die schöne Stimmung bei dem Ehepaar dahin.

„Uns hatte man das Kennzeichen geklaut“, erzählt die 33-Jährige. Ihr Mann sei dann sofort zur Polizei gegangen und habe Anzeige erstattet. „Die Beamten sagten nur, dass wir das gut gemacht hätten. Mit dem Kennzeichen würden Betrüger gerne auf Benzinklau gehen.“

Die Geschichte der Robertis ist kein Einzelfall im Kreis Mettmann. „Das ist eine beliebte Masche der Betrüger, die Kennzeichen zu klauen, um sie dann an den eigenen Wagen zu montieren. Anschließend gehen die Täter mit fremden Kennzeichen tanken, fahren aber einfach weg, ohne zu zahlen“, sagt Polizeisprecher Frank Sobotta. Beliebt sei bei den Betrügern auch, die Kennzeichen bis zur Unleserlichkeit zu verschmutzen. Die Tankstellenbetreiber haben dann meist das Nachsehen, weil die Täter nicht mehr ausfindig zu machen sind.

Bei jedem dritten Tankbetrug kann die Polizei den oder die Täter stellen. 2010 registrierte die Kreispolizei Mettmann 542 Fälle, von denen 174 aufgeklärt wurden. 2011 konnten in 180 von 481 Fällen die Täter ausfindig gemacht werden.

Diese Zahlen entsprechen nicht dem Landestrend, wonach die Betrugszahlen 2011 im Vergleich zum Jahr davor um zehn Prozent auf 21 978 Fälle gestiegen sind. Der gegenläufige Trend im Kreis Mettmann habe sicherlich damit zu tun, „dass wir häufiger als sonst auf Hauptstraßen unterwegs sind und damit auch an Tankstellen vorbeikommen. Das schreckt die Täter ab“, sagt Sobotta.

Für betroffene Tankstellenbetreiber ist dies kein Trost. „Es ist einfach sehr ärgerlich, weil uns ja ein wirtschaftlicher Schaden entsteht“, sagt Karin Cichonczyk von der Classic Tankstelle in Ratingen.

Es sei schon häufiger vorgekommen, dass Leute einfach weggefahren sind, ohne zu bezahlen. „Manche machen das absichtlich. Andere wiederum setzen sich ins Auto und denken einfach nicht daran zu zahlen“, sagt sie. Die Polizei wird in jedem Fall benachrichtigt.

„Meistens verläuft die Suche nach dem Täter im Sande“, berichtet Cichonczyk aus Erfahrung. Eine Kameraanlage zur Überwachung der Zapfsäulen gebe es nicht. „Das ist eine zu große Investition, die wir tätigen müssten“, sagt sie. „Das einzige, was wir getan haben: Wir sperren abends die Zapfsäulen im hinteren Bereich, den wir nur schwer einsehen können“, sagt sie. Denn erfahrungsgemäß seien die Tankbetrüger vor allen Dingen in den Abendstunden aktiv.

Große Mineralölgesellschaften können da anders reagieren. Aral beispielsweise, mit vielen Filialen im Kreis Mettmann vertreten, hat schon vor Jahren laut Sprecher Detlef Brandenburg „viel Geld in die Hand genommen, um die Tankstellen mit digitalen Überwachungskameras auszustatten. Die machen so gute Aufnahmen, dass Täter und Kennzeichen bestens zu erkennen sind“.

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