Betrug: Klopapier als "Gras" verkauft

Der Raubüberfall auf einen Velberter stellt sich seit Dienstag als Abzocke bei einem Drogengeschäft dar. Das Opfer (24) gab zu, beim Marihuana-Kauf betrogen worden zu sein.

Wuppertal/Mettmann. Unerwartete Wendung im Prozess gegen einen 26 Jahre alten Mettmanner, der sich zurzeit wegen räuberischen Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten muss: Der Raub stellt sich seit Dienstag als Abzocke nach einem fingierten Drogendeal dar.

Denn das Opfer (24), das im November vergangenen Jahres in Mettmann am Jubiläumsplatz von einem Auto mitgeschleift und später von dem 26-Jährigen mit einem Baseballschläger traktiert worden war, kannte den Angreifer und den Komplizen, einen 29 Jahre alten Mann aus Haan.

Der geschädigte Velberter hatte den Haaner — „in der Drogenszene kein Unbekannter“, wie der Vorsitzende Richter anmerkte — Tage zuvor nach Marihuana gefragt. Der gedachte jedoch laut eigenem Geständnis im Zeugenstand nicht zu liefern, sondern sich nur das Geld unter den Nagel zu reißen. Weil der Velberter beim Treffen an einem Mettmanner Schnellrestaurant nicht auf den Vorschlag einging, das Geld abzugeben und auf die Lieferung zu warten, fuhr man zur nahen Wohnung des Angeklagten. Dort schnürte der 29-Jährige aus Klopapier und Frischhaltefolie ein vermeintliches Marihuana-Päckchen, das er im Auto des Velberters gegen die 300 Euro tauschte.

Noch während sich das Duo mit seiner Beute im Mercedes des 26-jährigen Mettmanners in Richtung Innenstadt entfernte, entdeckte der Velberter den Betrug und nahm die Verfolgung auf. Als die Verfolgten am Jubiläumssplatz halten mussten, verließ der Velberter sein eigenes Auto und beugte sich durch das offene Beifahrerfenster des Mercedes, um sich sein Geld wiederzuholen. Das gelang aber nur zum Teil.

Das folgende Geschehen deckte sich wieder mit der ursprünglichen Version des Opfers und war zudem von zahlreichen Zeugen beobachtet worden: Geradezu filmreif brauste der Mettmanner am helllichten Tag mit dem Velberter halb in der Tür hängend durch die Kreisstadt. Bei einem Ampelstopp stieg der Fahrer aus, traktierte das Opfer mit einem Baseballschläger, aber erst nach weiteren Schlägen bei einem zweiten Stopp am Königshof ließ der Velberter den Wagen fahren. Eine der noch offenen Fragen ist die Beteiligung des Angeklagten an der Abzocke.

Der Mettmanner betonte, nichts vom Vorhaben seines Kumpans gewusst und auch seinen Anteil nicht angenommen zu haben. Der Haaner sagte dagegen, der Angeklagte sei von Beginn an eingeweiht gewesen. Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt. lue

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